SOMA YOGA 200 STD TEACHER TRAINING 2025 – JETZT ANMELDEN

    Rettet globales Yoga die Welt? –  Von persönlich zu global zu kosmisch – bist du dabei?

    Rettet globales Yoga die Welt? – Von persönlich zu global zu kosmisch – bist du dabei?

    Jedes Jahr wird von der UN am 21. Juni ein Internationaler Yogatag ausgerufen, um die zahlreichen Vorteile und positiven Auswirkungen von Yoga zu verbreiten. Wie immer man auch zu solchen “Tagen” steht, sie können zumindest unser Bewusstsein für bestimmte Themen öffnen und sensibilisieren und vielleicht den ein oder anderen bewegen neues auszuprobieren (wie in unserem Fall Yoga) oder neue Sichtweisen oder Handlungsspielräume zuzulassen. Es gibt übrigens auch einen Tag der Schraubenziege (fantastisch!) einen Tag der Kartoffel (lecker) und einen inoffiziellen Weltkatzentag (überlebenswichtig) am 8. August…unter vielen anderen.

    Das Thema des Yogatages letztes Jahr war: Eine Erde, eine Familie, dieses Jahr ist es: Yoga for women empowerment. Beide Themen sind verbunden, komplex und vielschichtig. Und heutzutage, mit all den Krisen die wir erfahren wichtiger denn je.
    Es ist meine Hoffnung das mehr und mehr Menschen die Impulse der persönlichen Yogapraxis nutzen, um über den Mattenrand hinauszuschauen. Wenn wir Yoga nutzten, um uns in einer Art ‘metime’ Wohlfühloase abzuschotten, wie wichtig diese auch manchmal ist, tun wir uns selbst und der Welt keinen Gefallen. Im Gegenteil. Yogapraxis sollte uns ermöglichen mit Klarheit und einem offenen Herzen der Welt zu begegnen und einen positiven Beitrag leisten zum Wohle aller. Mehr noch, Yoga sollte uns zu einer Erfahrung verhelfen wo wir tatsächlich alle Menschen und die ganze Erde als eine Familie betrachten. Globales planetarisches Yoga. Das funktioniert nur wenn wir wieder eine Verbindung zur Erde als Basis jeder wahren Spiritualität herstellen und erkennen, dass wir eingewoben sind in ein grosses Lebensgeflecht, wo alles miteinander verbunden ist – belebt von der gleichen Kraft und dem gleichen Spirit. Wir sind ein Teil der Natur und in uns wirken die gleichen Kräfte. Yoga aktiviert und nutzt die evolutionäre Kraft (Shakti) verborgen in der Natur – und in unserer Seele – um die Anhaftung an eine limitierte Identität zu lösen und die Illusion von Trennung zu beenden.

    Yoga im Zeitalter einer spirituellen Krise

    Die Gegenwärtige Krise und der tragische Zustand der Welt auf gesellschaftlicher, politischer und ökologischer Ebene hat seinen Ursprung in einem Bewusstsein abgekoppelt von der organischen und heiligen Verbundenheit mit Allem. Wir erkennen nicht die Einheit hinter all den Unterschieden. Intellektuell versuchen wir das zwar, aber das macht es nur noch schlimmer. Einheit und Verbundenheit kann man nicht ‚denken‘ oder ‚abstrahieren‘, es ist eine gelebte verkörperte Erfahrung eines rezeptiven und ‚fühlenden‘ Bewusstseins jenseits des Intellekts. So finden wir uns im Kern in einer spirituellen Krise des kollektiven Bewusstseins wieder. Dieses basiert auf falschen Werten, Zielen und Praktiken welches Egoismus, Dominanz und Gier fördern. Wir haben den Kontakt zu unserer inneren und äußeren Natur verloren und zerstören dabei den Planeten und uns selbst. Global ernten wir die karmischen Früchte unter anderem in Form zunehmende Konflikte, der Gefahr eines Krieges, Klimawandel und Artensterben.

    Das dunkle Feuer unserer Zivilisation

    Als Spezies zerstören wir unsere Ökosysteme, die Basis unserer Existenz, beuten die Tierwelt aus und sind bereit für unsere kleinlichen Überzeugungen zu töten und zu morden. Wir haben keine Kultur geschaffen inspiriert von Mitgefühl, Weisheit und Sensitivität, welche alle Lebensformen miteinbezieht, sondern von Konsum, Arroganz und Größenwahn wo die eigene Agenda oder die der gleichen “Interessengruppe” im Vordergrund stehen. Wir finden kaum die Betonung von Tugenden wie Wertschätzung, Selbstdisziplin, Achtsamkeit und Liebe. Im Gegenteil: alles wird noch vulgärer, oberflächlicher und krasser. Mit all unseren modernen Errungenschaften leiden wir unter allerlei körperlichen und psychologischen Beschwerden. Stress und Depression ist eine der größten Epidemien heutzutage und ein deutliches Symptom, dass wir nicht in Harmonie sind mit dem Leben.

    Unheilige Religion, Politik und Technologie

    Unsere Religionen gleichen unheiligen, intoleranten konkurrierenden Glaubenssystemen, wo es darum geht, möglichst viele “Followers” zu bekommen im Kampf gegen die “anderen”. Anstatt wahrer Spiritualität sehen wir einen dumpfen regressiven Fundamentalismus der noch mehr Gewalt und Konflikt schafft. In kaum einer der großen Weltreligionen sehen wir eine Inspiration alle Menschen in ihren Unterschieden zusammenzuführen und mit ihrem inneren Selbst zu verbinden.
    Unsere politische Landschaft gleicht ausgedienten, selbstsüchtigen, korrupten Dinosauriern, gefangen in anorganischen Ideologien und einem anachronistischen System nicht fähig den Anforderungen der Realität gerecht werden. Lebensfeindlicher Radikalismus, Nationalismus und der Rechtsruck in den vergangenen Wahlen sind einige der Ergebnisse davon.
    Unsere Technologie schafft eine virtuelle Realität, die uns immer mehr von der Natur und uns selbst entfremdet und uns isoliert und einsam macht. Wir nutzen sie vermehrt zur Manipulation, Kontrolle und Konformität und sie wird gleichzeitig immer weniger zu kontrollierbar. Unsere angesammelten Nuklearwaffen haben die Kraft den ganzen Planeten zu zerstören und wir bauen KI unterstützte “intelligente” Waffensysteme die immer effizienter, umfassender und präziser töten können. Man fragt sich: was hat das mit Intelligenz zu tun?

    Die gute Nachricht: wir können uns / es ändern

    Diese kurze Bestandsaufnahme mag sich schlimm anhören, aber man kann es auch als Zeichen eines Wandels verstehen. Immer mehr Menschen wachen auf – auch durch Yoga und andere spirituell orientierte Methoden, und erkennen das es einen Bewusstseinswandel braucht. Wir können die gegenwärtigen Probleme nicht mit dem alten Bewusstsein lösen und alles ständig symptomatisch behandeln und hin und her schieben.

    Empowerment von Frauen – die nötige Rückkehr der Göttin

    In diesem Sinne ist ‘Empowerment’ von Frauen nicht nur eine soziale oder politische Frage der besseren Gleichberechtigung. Das weibliche Prinzip ist auch eine mächtige archetypische Kraft – ausgedrückt und repräsentiert als Göttin – die auf allen Ebenen wirkt. Es ist vielleicht eine Frage des Überlebens, ob wir das weibliche Prinzip, das weibliche in jedem von uns, wieder entdecken und ehren, als das, was es ist: eine heilige Kraft der Verkörperung und des Lebens. Das Wertschätzen und Verehren des weiblichen Prinzips als Schöpfungskraft, “Mutter” Erde und generell als kreative Kraft hinter aller Manifestation ist ein Schlüssel für persönliches spirituelles Wachstum aber auch für uns als Spezies generell. In der inneren Energiearbeit des Yoga ist es die Gnade und transformative Kraft der Göttin, der Yoga Shakti, welche unsere Herzen erweckt und zurückführt zu Einheit, Frieden und Gleichgewicht (Shiva). Die Göttin repräsentiert die pulsierende, transformierende Schönheit und verborgene Realität hinter und jenseits aller Kräfte des Universums. Als solche ist sie verantwortlich für die elementaren Lebensprozesse und gibt tiefe Erfüllung, genährt sein auf allen Ebenen, vibrierende Freude und ein tiefes Gefühl für die Kostbarkeit der ‚Verkörperung‘. Leider haben unsere großen Religionen und generell unsere Zivilisation dieser ‘Göttin’ nicht ihren angemessenen Platz eingeräumt, sie unterdrückt oder gleich ganz ignoriert. Die Folge ist Materialismus, Kopflastigkeit und allgemein ein fehlendes Gefühl von Freude und Geborgenheit in einem nährenden Universum. Der Intellekt wurde zum Fetisch zum Verständnis der Welt und unserer selbst. Den Preis, den wir dafür zahlen ist ein Empfinden von Trennung, innerer Leere und Hoffnungslosigkeit. Es ist ein Verlust auf kollektiver Seelenebene. Die Rückkehr der Göttin ist keine Frage des Glaubens, sondern ob wir es schaffen, wieder eine tiefere Verbindung zum Leben herzustellen wo jede Lebensform ihren natürlichen Platz und Berechtigung findet.

    Planetarisches Yoga

    Auf gesellschaftlicher Ebene braucht es ein zusammenkommen visionärer Politiker, Wissenschaftler, Künstler, spiritueller Lehrer, Geschäftsführer usw. die ein neues Bewusstsein der Einheit verkörpern und die anfangen an Strukturen zu arbeiten, durch die es Formen annehmen kann. Das mag nicht einfach sein und wird noch einige Zeit dauern aber wir sehen schon viele alternative Grassrootbewegungen, Projekte und Communities in dieser Richtung. Es braucht ebenso ein zusammenkommen als Yoga-Community, welche sich jenseits von Stilen und Traditionen auf der Ebene des Herzens zusammenfindet und sich als Katalysator für einen gemeinsamen Bewusstseinswandel versteht.

    Das Kollektiv wird von den Individuen gespeist. Was jeder von uns hineingibt, hat eine Wirkung. Der imperative Aufruf des Yoga und Ayurveda ist einfach: Übernehme Verantwortung und ändere dich selbst. Dann ändert sich deine Welt. Warte nicht darauf das es andere tun und trete aus dem halluzinatorischen, destruktiven Kreislauf der Ohnmacht und des Beklagens heraus. Gehe mit dir und dem Leben in Beziehung. Folge nicht Ideen und Ideologien die andere dir einpflanzen, sondern entdecke ein Leben durch die Realität deiner eigenen Wahrheit, die aus einer tieferen Quelle kommt. Löse dich von einengenden Identifikationen, um deinen Selbstwert zu bestätigen. Mach das Universum zu deinem Zuhause. Gehe kleine Schritte und entdecke deine Kraft und dein eigenes Licht. Was immer dann der Ruf deiner Seele ist, es wird gut sein. Wenn du mit dir im Einklang bist, alte Wunden geheilt und dir selbst und anderen Vergeben hast, werden deine Handlungen automatisch dem größeren Dienen. Verbinde und umgebe dich mit Menschen, die deine Werte und Ziele teilen und dir helfen fokussiert und inspiriert zu bleiben. (d.h geh ins Yogastudio, Dojo etc…)

    Wir können lernen das heilige wieder in den Alltag zu bringen, die Fülle wieder einzuladen. In diesen Moment, diesen Atemzug, diese Begegnung. Die Yoga Asanas können uns öffnen für die Verbundenheit mit der Erde und all seinen Lebewesen. Der Körper ist die Erde, zu der er wieder zurückkehrt, wir haben ihn ja nur geliehen. Die Atemübungen verbinden uns mit der Atmosphäre und dem Sauerstoff, welche die Pflanzen für uns produzieren. Meditation verbindet uns mit dem endlosen Raum von Stille und Weite des Kosmos. Das ist dann planetarisches Yoga.

    Wir können uns fragen, wie die Nahrung, die ich esse, den Planeten und seine Lebewesen beeinflusst und nicht nur ob sie gut für mich ist. Wir können berücksichtigen, ob die Kommunikation und meine Handlungen das Wohlergehen und die Harmonie aller Lebewesen unterstützt oder ob sie nur meinem Selbstinteresse dient. Ist die Berufswahl und meine Karriere erhebend und positiv für alle oder ist sie nur ein Mittel zum Geldverdienen auf Kosten anderer? Für wahrhaftiges planetarisches Yoga müssen wir unsere ganze Lebensweise, Beziehungen und Einstellungen anschauen. Integriert unser Leben all die gegensätzlichen Kräfte der Welt in einer größeren Harmonie oder tragen wir zu noch mehr Fragmentation, Isolation und Teilung bei? Diese Integration muss bei uns selbst anfangen, eine innere Klärung und Integration, um wirklich nachhaltig zu sein.
    Alles in allem: Die Lebenszeit, die wir zusammen haben ist ein wertvolles Gut. Wie willst du sie verbringen? Was soll durch dich in die Welt kommen? Kannst du dich selbst als strahlendes, wertvolles Wesen sehen, das du laut Yoga bist: in Perfektion geboren, strahlend, frei und gut?
    Dann ist jeder Tag ein internationaler, ja interkosmischer Yogatag 😉

    Dieses (wieder-) erkennen ist eine innere Revolution, deshalb unser programmatischer Titel: Yogi (R)evolution
    Hier nochmal als Inspiration unser Yogi Manifest.

     

    Om Shanti Shanti Shanti 
    Ralf,

    Direktor Soma Yoga

     

    Selbstakzeptanz: „du bist genauso richtig wie du bist“ oder nicht?

    Selbstakzeptanz: „du bist genauso richtig wie du bist“ oder nicht?

    Wer kennt ihn nicht, den Aufruf zur Selbstakzeptanz. Er ist nicht nur in Yogastunden zu hören, man findet ihn ständig auf dem großen Selbsthilfe- und Selbstoptimierungs Marktplatz. In esoterischen oder psychologischen Zeitschriften, Blogs und Ratgebern, Kursen, Workshops usw. gehört er zum Standard: „relax, du bist richtig und gut…nimm dich an“. Nun, das ist gar nicht verkehrt, ich teile den Aufruf – so ähnlich – auch ab und zu in Yogastunden. In einem bestimmten Kontext hilft es zu entspannen und loszulassen.

    Doch irgendwie scheint es im Alltag nicht immer so zu funktionieren mit dem Akzeptieren. Für einen Moment, z.b nach einer Yogastunde, fühlt es sich zwar etwas besser an, aber eigentlich ändert sich nicht grundlegend etwas. Der Ärger, die Schuldgefühle oder die Scham tauchen immer noch auf. Warum? Das hat damit zu tun, das Selbstakzeptanz meist nur ein oberflächliches mentales Konzept bleibt, das unser Geist als Ablenkung nutzt. Eigentlich gibt es 2 Arten von Selbstakzeptanz. Eine die dich verändert und freier macht, die andere wo du so bleibst wie du bist und steckenbleibst.

    mentale Halluzinationen

    Die mentale Form des vermeintlichen Annehmens und Akzeptierens hat mehr mit einer beruhigenden Trance gemein. Wir versuchen uns einzureden, dass es schon ok ist. Wir, die anderen, die Welt. An der Oberfläche sieht es ruhig aus, weiter unten brodelt es. Wir benutzen die Idee von Akzeptanz als Anästhetikum und auch Entschuldigung um zu bleiben, wie wir sind. Und wir weichen nötigen wirklichen Veränderungen aus.
    „So bin ich halt, ich werde immer wütend, aber ist ok, da kann man nichts machen, ich hab’s akzeptiert“. Dabei spielen wir uns selbst einen Streich und fallen darauf herein. Warum? Weil es unter Umständen unangenehm, schmerzhaft oder einfach unbequem werden würde, die Wut wirklich zuzulassen.

    Das Phänomen ist nicht nur bezüglich Akzeptanz zu finden: wir benutzen allgemein Konzepte und Ideen damit unser Selbstbild erhalten bleibt.; und um uns selbst und andere zu bestätigen, zu beruhigen, zu überzeugen, aber auch um zu vermeiden, zu täuschen und zu manipulieren. Oder einfach um uns ein Gefühl der Sicherheit und Orientierung zu verschaffen. Manchmal geht das mit einem seltsam unbegründeten und oft infantilen Anspruch einher, die Welt um mich herum soll doch bitte meine Bedürfnisse erkennen und erfüllen.

    Hier kommt man nicht umhin festzustellen, dass besonders „spirituelle“ Konzepte wie Einheit, Akzeptanz, Toleranz, unkonditionierte Liebe oder einfach den Anspruch „gut“ zu sein, verlockend einfach missbraucht werden können. Sie werden zu einer oft toxischen Mischung, mit welcher unser Ego eine halluzinatorische und verlockende Wirklichkeit schafft. Die in sich zusammenfällt, wenn man etwas tiefer bohrt.

     „Ich habe es akzeptiert, Liebe ist universell, ich bin das Licht jenseits von Körper und Geist und muss lernen meine Anhaftungen zu lösen“ nachdem der Partner einen betrogen hat. Nun, das ist auch eine Möglichkeit den Schmerz von sich wegzuhalten. Zumindest oberflächlich.

    Wir alle kennen die Tendenz die Dinge so zu sehen, wie wir es wollen.

    Selbstakzeptanz heißt nicht etwas „gut“ zu finden,

    es ist kein Versuch etwas zu akzeptieren was einem schwerfällt zu akzeptieren. Es ist keine mentale Toleranzgymnastik, kein positives Gutmenschdenken, ja, meistens ist es eben nicht schön, sondern das Gegenteil:

    Es ist die Fähigkeit mit sich und seinen Empfindungen und Gefühlen zu sein. Egal wie diese sich zeigen. Den Ärger oder die Scham wirklich zu spüren. Ungeschminkt und direkt, ohne auszuweichen.
    Das ist oft verblüffend schwierig. Oft ist es sogar unklar welche Gefühle und Empfindungen überhaupt da sind oder wir werden von ihnen weggeschwemmt, ohne dass wir etwas dagegen tun können.

    Oder können wir doch etwas tun? Bewusstsein schaffen

    Yogapraktiken wie die Asanapraxis oder Meditation helfen, wieder in den Empfindungen anzukommen und einen Bewusstseinsraum zu schaffen, um zu erkennen was wirklich abläuft.

    All die wirren Gedanken, all die widersprüchlichen Emotionen brauchen zuerst mal Platz und Anerkennung. Oder die Taubheit und die Gefühllosigkeit. Meditation bedeutet nicht in einen gedankenfreien Raum voller Frieden und Glückseligkeit zu schwelgen…welcher meistens eh nicht eintritt, sondern die Fähigkeit mit dem zu Sein was ist…und es zu spüren. Sich mit den Gefühlen und Gedanken auseinandersetzen und nicht ausweichen, in Beziehung gehen und erforschen.

    Dann kommt vielleicht eine große Erkenntnis in unserer Selbstakzeptanz Reise, man bemerkt: etwas in mir hat gar keine Lust darauf irgendwas zu akzeptieren. Das Einzige, was sich zeigt ist ein großer, wie sagt man so schön, „Stinkefinger“. Das ist eine wunderbare Erkenntnis 

    Denn jetzt kannst du Verantwortung für den Teil in dir übernehmen der sich nicht verändern will. Zu akzeptieren das man sich nicht akzeptieren kann. Es ist die Anerkennung der oft zuerst als deprimierend empfundenen Tatsache, dass etwas in uns so bleiben will und keine Lust auf Akzeptanz oder Veränderung hat. In uns lebt ein zwanghafter Tyrann, der uns die immer gleichen wiederkehrenden Programme von Meinungen, Gefühle und Verhaltensweisen diktiert. Sie sind zu unserer Identität und Teil unseres Selbstbildes geworden. Jetzt habe ich folgende Möglichkeit: ich kann ausweichen oder nicht. Ich kann wegschauen oder mich dem Teil stellen, was heißt, ihn zu spüren und anzuerkennen.
    Es ist eine Wahl zwischen 2 Lebensformen. Eine Wahl, die wir irgendwann treffen müssen und die entscheidend ist, wie sich unser Leben entfaltet. Es ist eine grundlegende Entscheidung:

    1. Entweder ich weiche aus und bleibe weiterhin Sklave meiner Gedanken und Gefühle und mache äußere Faktoren und die Welt für meinen Zustand verantwortlich, bin also das Opfer, oder
    2. Ich bleibe stehen und schaue den „inneren Dämonen“ in die Augen, übernehme Verantwortung und erkenne, dass es nur einen Menschen auf dem Planeten gibt, der sich ändern kann und sollte: Ich selbst

    Raus aus der Selbstverleugnung, Angst hilft!

    Ich muss ganzheitlich erkennen, d.h spüren, dass es nicht gut ist: meine ungezügelte Wut, meine wiederkehrende Depression, meine krankhafte Eifersucht, meine Ignoranz, mein Gefühl von Isolation, meine innere Leere, meine Ziellosigkeit, meine Rechthaberei, meine Kontrollsucht, mein Minderwertigkeitsgefühl, meine Scham, mein Groll, mein Narzissmus, meine Rachegedanken sind nicht gut. Dieses ‚nicht gut‘ muss ich an mich heranlassen, muss erspüren, wie ungesund diese Einstellungen wirklich sind. Sie schaden mir, sie schaden anderen, sie sind nicht das, was ich wirklich bin. Sie limitieren mich und meine Lebensenergie; sie deprimieren und sie decken eine innere Leere ab, welche mir Angst macht.

    Bringe die Angst hinter dich

    Manchmal hilft folgendes: Stelle dir vor, du lebst dein ganzes Leben lang mit diesen miserablen Gefühlen und Gedanken. Und diese Vorstellung macht dir Angst. Diese Angst kannst du nutzen, denn sie ist berechtigt, sie kann dich motivieren. Du kannst sie umwandeln in eine Kraft der Veränderung. Du bringst die Angst hinter dich als Schubkraft. Sie steht nicht mehr als unbewusste Blockade vor dir. Du nimmst die sogenannte Selbstakzeptanz nicht mehr, um lethargisch aufzugeben und dein Versagen und deine Limitierungen zu bestätigen, sondern um aufzuwachen zu deiner wahren Größe. Du unternimmst (kleine) Schritte, um dein Leben auf die Reihe zu bekommen. Die Limitierungen und empfundenen „Probleme“ werden zum Trittstein und zur Voraussetzung für mehr Wachstum und Entfaltung. Es ist keineswegs selbstverständlich, dass man seine Angst überhaupt spürt. Das ist ein fortgeschrittenes Stadium. Viele Menschen wirken nach außen hin unbewegt, selbstbewusst und ruhig – aber haben sich abgeschnitten. Spüren heißt, ich habe mich vom Kopf in den Körper bewegt. Von einem mentalen Konstrukt zu einer aktuellen Empfindung und Erfahrung im Körper. Das ist ein Grund zum Feiern. Etwas in mir ist wieder im Fluss und mit einer existentiellen Ebene verbunden.
    Das ist was ich unter Yoga verstehe: die Einheit mit dem Leben zu spüren auf einer verkörperten, vibrierenden und pulsierenden Ebene.

    Sensibilität zulassen

    Alles hat seinen Preis: Die Angst zu spüren heißt auch wieder Sensibilität zuzulassen. Du öffnest dich deiner Verletzlichkeit. Aber weil die Angst davor verschlossen und stagnierend zu bleiben größer ist, als die Angst sich zu öffnen bist du bereit dazu. Der Schutzpanzer wird weniger, die Emotionen bewegen sich freier, dein Leben gewinnt an Lebendigkeit und Ausdruck. Sensibilität heißt, du achtest und respektierst deine Grenzen und Gefühle. Es ist dein fühlendes Herz nicht dein Verstand, der das bemerkt und deshalb wirst du furchtloser und mutiger.
    Du wirst wahrhaftiger und dadurch ekstatischer, weil du nicht mehr festhalten musst an einem engen Selbstbild.

    Praxis: Die 4 E Meditation

    In der Meditation kann man mit den 4 E’s arbeiten, um langsam wirkliche Selbstakzeptanz zu erreichen:

    Die 4e’s sind: Erkennen, Erlauben, Erforschen, Empathisches loslassen

    Es ist eine aktive Form der Meditation. Ich bringe mir eine Situation in die Erinnerung die Schwierig war, z.b. ein Streit mit dem Partner oder eine unangenehme Situation mit dem Chef und erkenne die Reaktion und die Gefühle, die dabei auftauchen. Das ist die Voraussetzung: Ich bemerke und erlaube es. Ich weiche nicht aus, sondern gebe dem ganzen Raum, ohne es anders haben zu wollen oder zu rationalisieren. Dann kann ich es erforschen:
    Was macht mein Geist, welche Gedanken und Bilder produziert er? Und vor Allem:  Wo spüre ich es im Körper? Was passiert mit dem Atem? Welche Empfindungen sind da? Taubheit, Kribbeln, Kälte, Hitze…
    Die letzte Phase ist das empathische Loslassen. Ich halte nicht weiter daran fest, indem ich analysiere und weiter darüber nachdenke, sondern lass los mit dem empathischen Mitgefühl für alle empfundenen Gefühle und Emotionen.

    Selbstakzeptanz ist nicht etwas, was wir wirklich „tun“ können. Es ist die Folge einer gefühlten Anerkennung und Integration verdrängter Bewusstseinsinhalte. Deshalb ist Meditation so wichtig: Wir trainieren den Geist zu beobachten und „Offen“ zu bleiben damit diese sich zeigen können. Diese Offenheit schafft Raum und Freiheit zu erkennen, dass wir diese Gefühle und Empfindungen haben aber nicht diese Gefühle existenziell sind. Das erlaubt wahre Selbstakzeptanz: Wir entdecken das größere Selbst hinter all den Veränderungen, Emotionen und Bewegungen. Teil des einen großen Lichts das wir alle sind.

    Om Namah Shivaya!

    Ralf Schultz

    Die 4E Achtsamkeitsmeditation mit Ralf
    Diese geführte Meditation mit den 4e’s kann eine effektive Hilfe sein, um sich selber und seine Gefühle zu erforschen. Langsam schaffen wir so mehr Bewusstheit, Freiheit und Akzeptanz. Die 4 E’s sind: Erkennen, Erlauben, Erforschen & Empathisches loslassen.
    Probiere es doch mal aus! Free Download!

    Ralf Schultz

    Ralf Schultz

    Yogalehrer und Leiter von Soma Yoga Freiburg

    Sein Hauptinteresse liegt in der Erforschung des Potentials, das jedem von uns innewohnt, um innere Freiheit, Fülle, Tiefe, das Mysterium und das Staunen über das Leben zu erkennen und zuzulassen. In diesem Sinne ist Yoga für ihn vorwiegend ein undogmatischer Weg der Selbstkenntnis, Erforschung und Veränderung, um dieses Potenzial hier und jetzt zu einer gelebten Erfahrung werden zu lassen.
    Ralf integriert in seiner Arbeit Ideen und Einsichten der verschiedenen Traditionen des klassischen Yoga und Ayurveda bis hin zu westlichen Weisheitstraditionen, Schamanismus sowie moderne wissenschaftliche und psychologische Ansätze. Yoga ist für ihn alles was hilft um besser zu erkennen und zu verstehen, was es mit dem Leben auf sich hat. Und so Kraft und Inspiration zu finden für die eigene positive Veränderung zum Wohle aller Wesen und der Erde.Seit vielen Jahren bildet Ralf Yogalehrer aus und leitet vertiefende Weiterbildungsseminare im Bereich Vinyasa Yoga, Ayurveda und Soundhealing. Er versteht es, seine Schüler auf humorvolle und undogmatsiche Art und Weise für einen ganzheitlichen spirituellen Weg zu begeistern und zu inspirieren.
    Er schreibt regelmäßig für die Zeitschrift “Yoga Aktuell”

    Mantra, Atem, Fokus – Die Rolle von Konzentration und Japa Mala im Yoga

    Mantra, Atem, Fokus – Die Rolle von Konzentration und Japa Mala im Yoga

    Konzentration, Fokus und Japa Mala

    Den Geist auszurichten und zu fokussieren ist eine der fundamentalen Fähigkeiten für mentale Immunität, Selbstkontrolle und Willenskraft. Sie bestimmt schlussendlich erheblich die Qualität unserer Lebenserfahrung. Statt dem ständigen mentalen und emotionalen auf und ab durch äußere oder innere Ereignisse hilflos ausgeliefert zu sein, bleiben wir verankert, ohne uns ablenken zu lassen.

    Die Kraft der Aufmerksamkeit

    Allerdings ist das oft leichter gesagt als getan. Aufmerksamkeit und die Mechanismen der Wahrnehmung sind eine komplexe Angelegenheit. Sicher ist: Das worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, bekommt mehr Kraft und wird Teil unserer Erfahrung. Deshalb ist es wichtig den Geist, d.h sich selbst, besser kennenzulernen und mehr Kontrolle über die Aufmerksamkeit zu bekommen.
    Nötig ist eine Kombination von vorurteilsfreier Erforschung und Introspektion und zielgerichteter Veränderung.
    Neurophysiologisch ist unsere Aufmerksamkeit wie ein Spotlight, durch das unser Gehirn funktionell und auch physisch ständig stimuliert und verändert wird. Neuronale Strukturen bilden sich vorwiegend durch das was in unserem bewussten Fokus ist. Gleichzeitig ignoriert und verhindert dieses Spotlight das andere Inhalte und Informationen in unser Gehirn bzw Bewusstsein gelangen. Das ist ein sinnvoller Vorgang solange wir unser Spotlight positiv und kreativ nutzen. Aber nicht, wenn wir keine Kapazität haben den Fokus von dem zu lösen was negativ, schädlich und destruktiv auf uns wirkt, wie ängstliches Grübeln, zwanghaftes- und Suchtverhalten, brodelnder Groll oder ungesunde Obsessionen.
    Für psychologische Heilung ist die Fähigkeit sich von dem zu lösen was verletzt und destruktiv ist und sich mit dem zu verbinden was hilft und heilt zentral.

    Dieses Wissen ist für die alten kontemplativen Traditionen der Menschheit nichts neues. Im Gegenteil, die Klärung und Heilung unseres Bewusstseins wird hier meistens als Voraussetzung für jede Art von weiterer spiritueller Erkenntnis gesehen. Moderne Achtsamkeitspraxis, Neurowissenschaft und neue therapeutische Ansätze sowie das alte Wissen des Yoga über die Natur des Geistes zeigen erstaunliche Übereinstimmungen und befruchten sich gegenseitig. Tatsächlich kann man ohne weiteres die alten Yogis als die ersten Gehirn- und Achtsamkeitsforscher bezeichnen. Sie haben herausgefunden, wie man das eigene Bewusstsein durch Veränderung der Gehirnchemie positiv und dauerhaft verändert. Achtsamkeitspraktiken mit Körper, Atem, Klang, Visualisierungen, Introspektion und Meditation, genauso wie Gebet und Ritual, resultieren in nachhaltigen Veränderungen von Einstellungen und Sichtweisen – und zeigen sich im Gehirn. Strukturell in einer Stärkung und ‚Verdickung‘ des Präfrontalen Cortex, desjenigen Gehirnareals das mit der Kontrolle der Aufmerksamkeit, der Handlungen und der Emotionen zu tun hat
    und die Wirkung der Amygdala, des „Angstzentrums“ im Gehirn hemmt.
    So wie ein Muskel bewegt und trainiert werden muss um stärker zu werden, muss auch unsere Aufmerksamkeit trainiert werden. Und dafür ist eine regelmäßige Praxis und Übung (Sadhana) nötig, so dass sich der Geist von seinem ungesunden „default setting“ – der Fixierung auf das Negative – langsam verabschieden kann. Das ist kein Prozess von heute auf morgen, sondern braucht Zeit, Geduld und Disziplin. Anders gesagt, es braucht eine Veränderung der Gewohnheiten durch eine Praxis, die uns hilft, Fokus und Präsenz neu auszurichten.
    Diese Praxis wird im Yoga Dharana genannt. Dharana kommt von der Wortwurzel ‚Dhri‘ und bedeutet stützen, halten, tragen. Es ist im Raja Yoga System das sechste Glied von acht auf dem Weg den den Geist still werden zu lassen. Es bildet mit Dhyana (Meditation) und Absorbtion (Samadhi) die letzten 3 Stufen.

    Das energetische Modell.

    Das mentale Feld ist aus der Sicht des Yoga aufgebaut aus verschiedenen Ebenen von energetischen Schwingungen und Frequenzen. Die tiefsten Schichten sind unsere unbewussten Einstellungen, Überzeugungen, Werte und Ziele. Unsere bewusste Erfahrung mit all den Gedanken, Bewertungen, Einstellungen, Gefühlen und Handlungen sind der erfahrbare Ausdruck von diesem tieferen Pool. Jede Erfahrung, die wir machen steuert zu diesem Schwingungsfeld bei – je nachdem wie bewusst wir die Erfahrung annehmen, verstehen und verdauen wachsen wir daran oder bestätigen und stärken die alten Programmierungen.  Wird eine Ereignis als Überforderung oder zu intensiv erfahren reagieren wir mit einer Stressreaktion bis hin zu Abspaltung der Erfahrung aus unserem Bewusstsein.
    Es ist wichtig einerseits unseren Geist vor negativen, stresserzeugenden und traumatischen Erfahrungen zu schützen und andererseits positive Ressourcen zu schaffen. Diese stärken die Resilienz des Geistes und wir können aus ihnen schöpfen, wenn die Zeiten herausfordernd werden. Die stärkste Schutz- und Widerstandskraft hat Liebe als Folge von Selbstakzeptanz und des Gefühls des getragen- und eingebunden Seins in das Lebensgewebe. Die niedrigste Schwingung und Schutzkraft haben Hass, Neid und Groll.
    Die Veränderung des Schwingungsfelds der tieferen Schichten des Geistes werden im Yoga mit verschiedenen Praktiken angestrebt. Eine der wichtigsten ist die Arbeit und Übung mit Klang (Mantra), Atem (Pranayama) Licht (Visualisierung, Symbol) und Hingabe.

    Mantra

     „Man“: Geist
    „Tra“: Mittel, Instrument

    Mantras sind ein wichtiges Instrument im Yoga, um den Geist auszurichten, zu energetisieren, zu heilen und zu klären.
    Mantrapraxis hat einen heilenden Effekt auf die zugrundeliegenden mentalen Muster und gibt dem Geist Plastizität, Anpassungsfähigkeit und Offenheit und präpariert ihn für die Meditation.

    Mantras helfen den Geist von seinen gewohnheitsmässigen und oft negativen repetitiven alten Gedankenmustern zu lösen und die ganze Psyche neu mit einem energetischen inneren Fluss zu revitalisieren.
    Mantras sind so eine kraftvolle Verjüngungstherapie für Kopf und Herz.

    3 Typen von Mantras kann man unterscheiden:

    1. Bija (Samen) Mantras:
      Z.B. Om, Shrim, Hum oder Hrim; sie wirken vorwiegend durch die innewohnende Klangvibration und haben eine tiefe Wirkung. Sie drücken fundamentale energetische Kräfte und Prinzipien aus. OM z.B. ist die subtilste Vibration und die Basis aller Manifestation, es wirkt ausdehnend und öffnend, Hrim wirkt erwärmend und energetisierend (Sonne), Shrim kühlend und beruhigend (Mond), usw.
    2. Namen Mantras:
      Z.B. ‘Om Namah Shivaya’ oder ‘Om Namo Bhagavate’, angewandt vorwiegend im Bhakti Yoga, dem Yoga der Hingabe, welches einen bestimmten Aspekt des Göttlichen bzw von archetypischen Kräften ausdrückt und auf unserer inneren Herzverbindung beruht.
    3. längere Gebete, Hymnen und Anrufungen wie das Gayatri Mantra oder unterschiedliche Friedensmantras. (Lokah Samastah Sukhino Bhavantu z.B.) mit mehr wörtlicher Bedeutung, z.b. die Hanuman Chalisa

    Diese Mantras schliessen sich nicht aus sondern können auch zusammen kombiniert werden. Allgemein drücken sie persönliche und kollektive Wahrheitsebenen aus die wir energetisch aktivieren und  mehr und mehr in unser Bewusstsein heben können. Und was so in unser Bewusstsein kommt und gestärkt wird, verändert von innen heraus unser Leben.

    Atem

    Mantras können wunderbar mit dem Atem synchronisiert werden. Und wirken dadurch noch besser. Der Atem ist die einzige vitale Funktion, die wir willentlich beeinflussen können und ein Bindeglied zwischen Körper und Geist.
    Es ist einer der wichtigsten Träger von Prana (Energie) und liegt jedem Mantra zugrunde. Langsame und etwas tiefere Atmung spricht direkt den Vagusnerv an und den evolutionär alten Hirnstamm. Es beruhigt die Amygdala und aktiviert das parasympathische Nervensystem, welches unseren Organismus in einen Ruhemodus versetzt. Forscher haben jetzt auch herausgefunden das durch gleichmäßige und bewusste Atmung die neuronale Aktivität des Gehirns in einen Gleichklang kommt und mehr geistige Klarheit daraus resultiert.

    Japa Mala

    Mantra und Atem sind also enorm potente Faktoren zur Veränderung und Stabilisierung unserer Aufmerksamkeit mit vielen positiven Wirkungen auf Körper und Geist.
    Die alte Technik von Japa Mala ist wunderbar dafür geeignet. Dabei wird mit Hilfe einer Gebetskette das Mantra rezitiert. Wenn man dann noch alles mit dem Atem synchronisiert, haben wir Körper, Atem und Geist zusammengeführt.
    Traditionell haben die Malas (Gebetsketten) 108 Steine oder Perlen und für jede Perle wird das Mantra rezitiert.
    Z.b. kann man einatmen mit „Om Namah“, ausatmen „Shivaya“, dann zur nächsten Perle usw. Morgens nach dem Aufwachen und abends vor dem zu Bett gehen ein paar Runden Japa Mala kann Wunder wirken.
    Frage den Yogalehrer deines Vertrauens für die genaue Technik 😉

    Soma Dharana
    ‚Dhara‘ in Dharana heißt auch Fluss, Bewegung. Yoga ist immer auch eine Auseinandersetzung mit der Frage was mein Lebensfokus ist, wohin meine Lebensreise fließen soll.
    Der Geist folgt natürlicherweise immer dem was ihm Zufriedenheit verspricht. Im Versuch zufrieden zu sein suchen wir meist Erfüllung durch äußere Faktoren.
    Soma ist Fülle und Zufriedenheit, die ins Fließen kommt, wenn wir unser Leben darauf ausrichten dem zu folgen was unsere Seele braucht. Es ist der innere Impuls nach Wahrhaftigkeit den wir durch yogische Selbsterforschung und Transformation freilegen und der es uns ermöglicht einschränkende Kontrolle loszulassen. Es ist die Anerkennung des Wunsches im innersten unserer Herzen nach Wahrheit, Freiheit und Licht und dessen Realisierung als das höchste Ziel im Yoga.
    Yoga Dharana, ist deshalb nicht nur eine Frage der Anstrengung zur Verbesserung der eigenen Gesundheit oder zur persönlichen Heilung, wie wichtig diese auch ist, sondern immer getragen von einer ‚höheren‘ Motivation und Intention zum Wohle aller Wesen und der Erde.

    Sind wir von dieser Motivation getragen dann wird jeder Moment, ob angenehm oder nicht zu einem Moment der Fülle und Dankbarkeit, während wir unabgelenkt und fokussiert unserem inneren Ruf folgen.

    Om Namah Shivaya

    Ralf Schultz

     

    Wespenstiche – oder wie die Angst vor dem Tod Hingabe und Dankbarkeit ermöglicht!

    Wespenstiche – oder wie die Angst vor dem Tod Hingabe und Dankbarkeit ermöglicht!

    In der zeitschrift yoga Aktuell

    Ausgabe Aug/Sept 2021

    Wespenstiche

    Übersetzung aus dem englischen von Nina Haisken, Yoga Aktuell

    ES ist wieder passiert.

    Ich bin von einer Wespe gestochen worden – und da ich in hohem Maße allergisch bin, brachte mir dies einen kurzen Aufenthalt auf der Intensivstation ein: den nunmehr dritten. Auf dem Nachhauseweg gingen mir ein paar Gedanken durch den Kopf, die ich hier mit dir teilen mochte.

    Ja, es geht mir wieder gut. Die Kombination aus mitfühlender Fürsorge und Eiscreme sowie kostlichem Pflaumenkuchen von meiner Partnerin Daisy, zuvor ein arztlich verschriebener Cocktail hochwirksamer Chemikalien gegen den allergischen Schock, der durch meine Venen floss – all das hinterließ in mir ein Gefiihl entspannter Weite und eine angenehme Gedankenleere.
    Nett… Vielleicht entspricht das der auf medizinischen Drogen basierenden Vorstellung von Erleuchtung des 21. Jahrhunderts? Aber mal ernsthaft: In Momenten wie diesen ist man trotz eines gewissen alternativen Lebensstils sehr dankbar fiir die moderne Medizin!

    Es ist erstaunlich und interessant, zu erkennen und zu erfahren, dass man <lurch ein kleines Insekt, von dem man – zumindest im Sommer – standig umgeben ist, ster­ben kann (oder durch ein Virus, das sogar noch kleiner und gar nicht sichtbar ist), und dass man binnen eines einzigen, kurzen Augenblicks vollstandig die Kontrolle iiber ,,seinen” Karper verlieren kann. Er macht plotzlich sein eigenes Ding, vielleicht stirbt er sogar! Und ,,man”, oder das so genannte ,,Ich”, hat überhaupt keinen Ein­fluss darauf.
    Das Gleiche gilt fiir den Geist. Obwohl ich natiirlich Gedanken der Besorgnis hatte, erschienen sie mir weit weg, ohne Substanz und in keiner Weise ,,griffig” bzw. geeignet, das, was da geschah, zu erklaren oder sinnvoll einzuordnen. Stattdessen war da eher die Wahrnehmung eines Feldes, das – man konnte sagen – eine Prasenz beinhaltete, die nicht naher spezifiziert war. Ich mi.isste dazu mal Ramana Maharshi fragen …

    ES GIBT NICHTS ZU TUN

    Auf eine eigenartige Art und Weise hatte dieses Erlebnis auch deshalb etwas entspannendes an sich, weil es in dieser Situation nichts zu tun, nichts zu verhindern oder zu andern gab. Die Wespe hatte gestochen, es war bereits geschehen – nun konnte ich mich nur noch dem ergeben, was immer auf mich zukommen wi.irde. Hingabe ist die einzige ,,Handlung”, die Frieden bringen kann. Die Zer­brechlichkeit des Lebens und die – aus einer gewissen Perspektive – auBerst nichtige Bedeutung des ,,Ich” anzu­erkennen, ist eine Erfahrung, die Demut mit sich bringt. Es ist nun ma! so: Das Leben kann zu jedem Zeitpunkt ein plotzliches Ende finden, und ,,ich ” kann nichts dage­gen tun (ahnlich, wie ich auch nicht iiber meine Geburt

    bestimmen konnte). All die glanzvollen Vorstellungen von zukünftigen Erfolgen, der Traum von Wohlstand, Bekanntheit oder Ruhm – oder von ,,spirituellem” Voran­kommen – können innerhalb kürzester Zeit zerbrechen. Es gibt keinerlei Garantie – auch dann nicht, wenn man sich bemüht, gesundheitsbewusst, achtsam und mit guten Absichten zu leben, oder viel Yoga praktiziert und an die ,,richtigen” Dinge wie Frieden, Liebe und Einheit glaubt. Das ist ein ziemlich beunruhigender Gedanke, mit dem wir uns für gewöhnlich nicht gerne beschäftigen, auch wenn wir tief im Inneren darum wissen.

    Denn etwas in uns fragt sich, Bin ich etwa nicht das Zentrum des Universums? Der Fokuspunkt, das Wichtigste überhaupt? Schuldet mir das Leben nicht etwas? Glück, Freude, Gesundheit, Erfüllung meiner Wünsche; mindestens achtzig Jahre, in denen Nahrung, Unterkunft, Geld und ein so genanntes ,,gutes Leben” gewährleistet sind, oder, sogar noch besser, ein spirituelles Leben, das hoffentlich mit der Erleuchtung belohnt wird?” (Was auch immer Erleuchtung bedeutet – wir stellen sie uns in der Regel jedenfalls als Zustand vor, in dem sich alle Probleme auflösen und wir uns stets zutiefst erfüllt, glücklich und zufrieden fühlen).

    Wespen sind für mich versteckte, wilde Zen-Lehrer. Sie sind eine gute Erinnerung daran, dass das Leben stets eine lebensbedrohliche Angelegenheit ist, und dass man nichts als selbstverständlich erachten darf. Das Einzige, was uns bleibt, ist der jetzige Moment – und irgendwie liegt, so kommt es mir vor,’ gerade darin die Wurzel immenser Schönheit.

    In den Worten des Dichters Wallace Stevens:

    “Death is the mother of beauty; hence from her, Alone, shall come fulfilment to our dreams and our desires…” (1)

    ,,Der Tod ist die Mutter der Schönheit, folglich rührt von ihm allein die Erfüllung unserer Traume und unserer Wünsche her.”)

    Der Anerkennung der unbeständigen und unergründlichen Natur des Lebens entspringen – wenn man es wagt, sich ihr zu öffnen – Dankbarkeit, Verbundenheit und Mitgefühl. Es ist schwierig, Dankbarkeit für etwas zu empfinden, wenn es fortwahrend sicher und stabil bleibt. Man nimmt es dann schnell als selbstverständlich hin, weil es ja ohnehin immer da ist. Etwas Beständiges nehmen wir als langweilig und starr wahr. Deshalb sind wir von unserem Leben auch zuweilen gelangweilt – wir bewegen uns tagaus, tagein gewohnheitsmäßig in den immer gleichen mental-emotionalen Konstrukten. Auch mit unserer Yogapraxis geschieht das, wenn wir sie nach einem sich stets wiederholenden Schema als weiteren Punkt in unseren durchgeplanten Tagesablauf einfügen. Oft handelt es sich dabei um nichts weiter als einen Versuch, am Status quo festzuhalten und erschreckenden Emotionen oder unterdrückte Gefühle in Schach zu halten.

    DIE GEFAHR VON LANGEWEILE UND GLEICHGULTIGKEIT

     Langeweile als dauerhafte unterschwellige Grundstimmung ist ein sicheres Anzeichen dafür, dass man den Kontakt zum Leben verloren hat. Sie ist ein Zeichen für eine Taubheit und eine Dumpfheit, aus denen Gleichgültigkeit entsteht. Doch wenn man gleichgültig ist, dann ist man mehr tot als lebendig. Und wenn man nicht aufpasst, dann verkauft man sich das leicht als spirituelle Haltung und nennt es Gleichmut. Aber nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein!

    Wenn man schon von ,,spirituell” sprechen möchte, dann kann man einen Hinweis auf wachsende Spiritualität darin sehen, dass man lebendiger, empfindsamer und engagierter wird – man spürt mehr, nicht weniger. Und man nimmt alles intensiver wahr. Entweder kann man davor zurückschrecken und das Leben als schwierig und als im negativen Sinne überwältigend betrachten -als einen Kampf, der am Ende aussichtslos bleibt -, oder man kann Verantwortung übernehmen und die Gegebenheiten als Herausforderung annehmen, sie zu erforschen und das Beste daraus zu machen.

    DIE EIGENE WAHRHEIT FINDEN

    Und wahrhaftig: Uns auf das Nichwissen einzulassen, hält uns gesund und munter und offen für Veränderung – vermutlich empfehlen deshalb alle großen spirituellen und religiösen Traditionen das tiefe Kontemplieren der Unbeständigkeit des Lebens. Es kann Konzepte und mentale Verhaftungen aufbrechen und befördert den Geist aus seiner Komfortzone heraus. Es öffnet dich für dein eigenes Verständnis, für deine eigene Erleuchtung sozusagen. lndem wir zulassen, dass die Wahrheit des Augenblicks hervorleuchtet, trauen wir uns, unsere Vorstellungen davon loszulassen, wie etwas sein sollte – und wie wir sein sollten. In diesem Sinne wird der Geist zu einer leeren Tafel, unbeschrieben von unserem angehäuften Wissen und unseren mentalen Konstrukten.

    Ironischerweise ändert sich dadurch auch unsere Wahrnehmung von (bzw. unser Bedürfnis nach) Spiritualität oder Religion, denn das Leben zeigt sich als etwas, das jenseits von bestimmten Namen, Etiketten oder dogmatischen Ideologien ist, an die sich der Geist klammert. In dieser Hinsicht könnte es eine gute Idee sein, sogar die Vorstellung zu hinterfragen, dass es in uns – wie viele spirituelle Traditionen sagen – eine ewige, unveränderliche, freie, wunderbare Essenz gibt; ebenso den von vielen Religionen in Aussicht gestellten Übergang in einen perfekten Himmel nach dem Tod.

    Ich sage nicht, dass all das nicht wahr ist; vielleicht ist es vollkommen zutreffend. Aber wer weiß das ganz genau? Und wie kann man es herausfinden? Einfach nur zu glauben, was andere sagen, ist nicht genug. Es liegt an jedem von uns, selbst die Wahrheit herauszufinden – durch eigenes Bemühen und eigene Erforschung. Für diese Erforschung bedarf es des Einsatzes unseres ganzen Wesens mit Körper, Geist und Herz. Möglicherweise stellen wir dann fest, dass wir die Vorstellungen von etwas Ewigem als eine Flucht benutzen: als tröstliches Konzept, das uns in einer Art von Trance hält, weil wir uns vor dem fürchten, was unter diesem Filter zum Vorschein kommen konnte, wenn wir ihn wegnehmen.

    YOGA ALS VERBINDUNG – AUCH MIT DER VERLUSTANGST

    In der Regel können wir über das Trennungsleid der menschlichen Existenz, also über unsere Begrenzungen, Unsicherheiten und Ängste, nur dann hinauswachsen, wenn wir sie uns ansehen und es zulassen, sie zu spüren. Das bedeutet auch, dass wir uns mit dem Thema Tod konfrontieren und es tiefgehend reflektieren sollten. Zu einer Konfrontation damit kommt es zweifellos ohnehin für uns alle irgendwann. Wir können uns davon abzuschotten versuchen, indem wir das Thema verdrängen, oder wir können uns lernbereit dafür öffnen. Je früher wir Letzteres tun, desto besser. Das soll übrigens nicht heißen, dass ich mich selbst als furchtlos betrachte. Im Gegenteil: Ich hatte stets – und habe noch immer – eine offensichtliche Angst vor dem Sterben. Aber wenn ich sie mir genauer anschaue, handelt es sich dabei eher um Verlustangst oder um eine Angst vor dem Loslassen. lch habe Angst vor dem Verlust des Lebens, der geliebten Menschen, der liebgewonnenen Gefühle und Sinneseindrücke, der Sinnesfreuden. Und auch davor, die Person zu verlieren, in die ich so viel investiere: mich selbst. Es ist die Angst tief auf dem Grund des Daseins: die Angst davor, nicht mehr da zu sein.

    Yoga wird oft als Mittel für Verbindung bezeichnet. Aber in Wahrheit ist er die Verbundenheit mit dem Lebendig sein, in welcher Form auch immer es erfahren wird – inklusive der Angst davor, es zu verlieren.

    HINGABE

    Wie wandelt man nun auf Messers Schneide? Auf der einen Seite der Abgrund von Tod und Ausradierung, auf der anderen Seite der Trost des uns Vertrauten? Indem man sich in Hingabe übt, also durch vollkommene Präsenz im jetzigen Moment. Das heißt: Du wirst geradezu zu diesem Moment, der in den nächsten Moment hineinstirbt – anders ausgedrückt, du wirst zu einem Dahinfließen. Zum Fluss des Lebens, der mit dir identisch ist und der stets auch den Tod beinhaltet. Hingabe öffnet uns für das Wunder der Lebendigkeit, das dich steuert (und nicht von dir gesteuert wird). Leben und Tod sind offenbar nichts weiter als zwei verschiedene Aspekte ein- und desselben. Sie gehören zusammen. Solange wir den Tod nicht als Teil des Ganzen akzeptieren, können wir das Leben nicht voll erfahren. Und solange wir es nicht wagen, uns dem Leben und auch dem Tod zu ergeben, leiden wir!

     

    Wie das Tao Te Ching (Vers 40) sagt:

    Wiederkehr ist die Bewegung des Tao fließen ist der Weg des Tao
    Alle Dinge werden aus dem Sein geboren Das Sein wird aus dem Nicht-Sein geboren (2)

     

    Die Zeiten, in denen wir leben, können mit all ihren Unwägbarkeiten und den damit einhergehen Sorgen und Ängsten ein großes Tor für echte Transformation hin zu mehr Bewusstheit, Integration, Verbundenheit und Liebe sein.

    Erhöhte Bewusstheit kommt für gewöhnlich mit dem Erkennen ihrer Notwendigkeit – wenn wir also erkennen, dass wir der Wahrheit ins Auge blicken müssen, statt die Dinge nur als das zu betrachten, das wir gern darin sehen möchten. Und das geschieht meist dann, wenn wir Schwierigkeiten gegenüberstehen oder uns in einer Krise befinden.
    Ich vermute, dass die Menschen zu früheren Zeiten eine viel schärfere Wahrnehmung für die Gefahren und Unsicherheiten des Lebens hatten, diese zugleich aber auch viel mehr akzeptiert haben. Man bedenke: Es gab z.B. keine Antibiotika, bereits eine einfache Wundinfektion konnte den Tod bedeuten. Wahrscheinlich waren sie in vielerlei Hinsicht viel bewusster und aufmerksamer, weil der Tod viel stärker Teil des Lebens war als heutzutage. Heute haben wir ein Virus (oder Wespen), und aus irgendeinem Grund meint jeder, das sei nicht fair, das sollte so nicht sein und sei in unserem hochtechnisierten Zeitalter beinahe ,,anachronistisch”.
    Nun, vielleicht brauchen wir ab und an eine Erinne­rung daran, dass wir als Menschen sterbliche biologische Wesen und integraler Teil eines größeren Organismus namens Natur sind.

    Diese Erkenntnis konnte sogar eine heilsame Wirkung auf unsere Annahme haben, dass alles unserer Kontrolle und unserem Kommando untersteht oder unterstehen sollte. In der Zwischenzeit gebe ich mich dem Genuss des eingangs erwähnten Pflaumenkuchens hin … und hoffe, dass die Wespen mir fernbleiben! •

     

    1. Aus: Sunday Morning, erschienen in der Sammlung Harmonium (1923)
    2. Deutsche Obersetzung basierend auf einer Obertragung ins Englische von Stephen Mitchell

     

    Ralf Schultz ist Yogalehrer und Leiter von Soma Yoga Freiburg. Er integriert in seine Arbeit ldeen und Einsichten der verschiedenen Traditionen des klassischen Yoga und Ayurveda bis hin zu westlichen Weisheitstraditionen sowie moderne wissenschaftliche und psychologische Ansätze. Im Soma Yoga Studio bietet er seit vielen Jahren Yogalehrerausbildungen sowie Weiterbildungen in Ayurveda und Meditation an.

    Shiva – der Heiler und das große lebensspendende Mantra

    Shiva – der Heiler und das große lebensspendende Mantra


    Shiva – der Heiler und das große Lebensspendende Mantra

     

    ॐ त्र्यम्बकं यजामहे सुगन्धिं पुष्टिवर्धनम्‌ ।

    उर्वारुकमिव बन्धनान्मृत्योर्मुक्षीय माऽमृतात्‌ ।

    oṃ tryambakaṃ yajāmahe
    sugandhiṃ puṣṭivardhanam
    urvārukam iva bandhanān
    mṛtyor mukṣīya māmṛtāt

    OM Wir verehren Tryambaka (den dreiäugigen Gott Rudra/Shiva), den wohlriechenden, der sich um alle Wesen kümmert. Wie ein (reifer) Kürbis (Urvaruka) von seinem Stiel (abfällt), so möchte ich von Bindung und Anhaftung (Bandhana)  frei werden, von der Sterblichkeit (Mrityor) zur Unsterblichkeit (Amrita) gelangen.

    Das Tryambakam Mantra ist eines der bekanntesten und ältesten Heilungsmantras, das in verschiedenen Stellen der Veden auftaucht.
    Es ist eine Shiva Mantra und Shiva wird in den Veden meist Rudra bezeichnet. Er ist Tryambaka, dreiäugig und sieht mit dem mystischen dritten Auge jenseits der Dualität von Subjekt und Objekt die zugrundeliegende Verbundenheit, Einheit und Quelle allen Seins.
    Er löst alle inneren Knoten, Kontraktionen, Anhaftungen und Ängste und führt uns zu einer Erkenntnis der inneren Freude und Freiheit.

    Das Mantra wird oft in Feuerzeremonien (Homas, Yajnas) benutzt, um die Kraft der inneren Transformation anzurufen und das ins Feuer zu geben was Veränderung und Befreiung braucht.
    Es ist so das große Moksha (Freiheit) Mantra, welches uns zurückführt zur Stille, Weite und inneren Frieden Shivas.

    Das Mantra ist verbunden mit Rudra / Shiva als der ultimative Heiler und Arzt. Er erlaubt Gesundheit, Vitalität und Langlebigkeit und kann bei allen Krankheiten und zur Genesung rezitiert werden.
    Genauso kann man es für alle Übergänge, Veränderungen, Initiationen und Transite verwenden, sei es eine Reise, Umzug, Heirat, aber auch Geburtstage oder Todestage.

    Hier eine schöne Version mit Daisy & Ralf:

     

    Trayambakam - Mahashivratri Celebration 2021

    Rudra und Agni, Feuer

    Rudra ist verbunden mit Agni, Feuer, als dem Prinzip von Reinigung und Transformation. Rudra-Agni reinigt von allen angesammelten Toxinen und Giften durch die Anwendung von angemessenen Tapas bzw Hitze als transformatives Medium.

    Was sind diese Gifte? Auf der Ebene des Körpers kann man das als die täglichen Ansammlungen von Spannung und Stress verstehen die sich in den Körpergeweben und Muskeln festsetzen.
    Auf der inneren Ebene des Geistes sind es tiefsitzenden unbewussten Tendenzen und Schatten, die wir alle haben. Yoga Texte sprechen von 6 Feinden: Kama (Verlangen), Krodha (Ärger, Hass), Moha (Illusion), Lobha (Gier), Mada (Stolz, Ego), Matsarya (Neid)

    Die Buddhistische Tradition hat das auf die 3 Geistesgifte Gier, Hass und Verblendung reduziert. Verblendung (Moha oder Avidya) ist an der Wurzel und kann man als Ignoranz oder Unwissenheit über unsere eigene wahre freie, strahlende innere Natur verstehen. Wir empfinden uns als abgetrennte Individuen sind aber essentiell mit allem verbunden. Die Folge ist Leiden.

    Obwohl hier von Feinden die Sprache ist werden wir diese „Gifte“ nur durch Anerkennung, Loslassen und Bewusstheit los, nicht, indem wir sie bekämpfen oder ignorieren. Der erste Schritt ist immer diese „Gifte“ in sich zu erkennen und anzunehmen. Das ist oft nicht so einfach. Wie erkenne ich etwas dessen ich mir unbewusst bin? Wir erkennen es an den Gedanken und Gefühlen, die wir in uns tragen, der Qualität der Beziehungen die wir führen und unserem Level an Fülle und Zufriedenheit.
    Tapas bedeutet auch Selbstdisziplin, welche entsteht durch ein Erkennen, dass etwas in uns Veränderung braucht. Yogapraxis in ihrer Gesamtheit wird in manchen Texten als Tapas bezeichnet. Es ist die geschickte und auch individualisierte Anwendung von Praxis und Disziplin, welche uns an innere und äußere Grenzen führt, um die inneren unbewussten Inhalte sich entfalten zu lassen. Was bedeutet: mehr zu spüren. Schlussendlich ist Rudra oder Tapas ein Aufruf unsere Komfortzone auszuweiten und zu verlassen und das zu verbrennen was wir emotional und mental abgespalten oder unterdrückt haben. Ein Zeichen das meine Yoga Praxis wirkt ist deshalb: wir spüren deutlicher was wirklich mit uns los ist.

    Asana, Pranayama, Mantra

    Asanas, die Haltungen reinigen den Körper. Hier gibt es viele Stile, Schulen und Techniken, von denen man wählen kann. Vor allem Drehungen wird gesagt welche die Bauchorgane und die Wirbelsäule stimulieren können die Reinigung unterstützen. Idealerweise sollte die gewählte Asanapraxis dem Körpertyp entsprechend angepasst werden.
    Reinigende Pranayamaübungen wie Bhastrika oder Kapalabhati klären den inneren energetischen Körper und bringen neue Energie.
    Das Feuerprinzip hat eine tiefe Beziehung zu Prana (Energie) und Sprache bzw Mantra. Sprache im yogischen Verständnis ist das formgebende Prinzip und bildet die Grundlage des Geistes.
    Mantras sollen helfen die Schwingungsstruktur des Geistes zu verändern und sind ein wichtiges Werkzeug, um den Geist zu klären und zu energetisieren.
    Nur wenn das Feuer der Unterscheidungskraft (Viveka) unseres Geistes klar und hell brennt und wir klar darüber sind was wir im Leben erreichen wollen und wohin die Reise gehen soll, haben wir die Kraft und die Disziplin der Selbsterforschung – und sind bereit Opfer zu bringen, um das loszulassen, (die alten „Gifte“ in uns) was einer weiteren Entfaltung im Weg steht.

    Meditation

    Die Praxis der Meditation im Yoga kann man einerseits verstehen als ein Ausrichten und Fokussieren des Geistes um seiner Tendenz der Reaktivität, Zerstreuung und Ablenkung entgegenzuwirken. Andererseits ist es ein Einüben von wertfreier Offenheit den Mechanismen und energetischen Bewegungen des Geistes gegenüber. D.h. ich lerne zu beobachten und mit dem zu sein was ist.
    Es ist dadurch gleichzeitig ein Prozess des An- und Erkennens der Inhalte aber vielleicht noch wichtiger: wir werden uns der Unbeständigkeit aller Gedanken und Gefühle und schlussendlich der Unbeständigkeit des Beobachters selbst bewusst.
    Anders ausgedrückt: Der Beobachter und das Beobachtete sind ein und dasselbe. Sie sind miteinander wechselseitig verbunden und nicht voneinander zu trennen. Gedanken und der Denker sind beide veränderlich, fluktuieren, kommen, bleiben und gehen wieder und sind ohne festen unabhängigen Wesenskern.
    Diese Einsicht resultiert in einer Art psychologischer Stille und Entspannung.

    Loslassen, Stille und Soma

    Die tiefste Heilkraft hat Stille und Weite. Es ist keine Stille des Vakuums und des Nichts. Es ist die Stille der Fülle und Verbundenheit einer Gesamtheit.
    Wenn etwas in uns zur Ruhe kommt und wir uns eingebunden in ein größeres Lebensgeflecht erfahren – und uns so selbst vergessen.
    Besser gesagt, wir lassen die Geschichte über uns, wer wir sind, was wir wollen und was nicht, was wir gut finden und was nicht, wie wir sein sollten und was wir glauben zu sein hinter uns.

    Das wird erfahren als ein Gefühl des genährt seins, des Vertrauens, der Fülle und Verbundenheit – von Soma. Soma ist der Fluss der Gnade, wenn wir das Leben in seiner Fülle und Interkonnektivität erfahren; es ist, als ob wir mit etwas Unendlichem und Unsterblichen in Berührung kommen, weshalb Soma auch oft als Nektar oder Ambrosia (Amrit) der Unsterblichkeit bezeichnet wird. Es ist keine Unsterblichkeit des Physischen Körpers oder des Geistes, sondern einer Unerschöpflichen Quelle des Lebens selbst dessen Ausdruck wir sind.

    Paradoxerweise wird das dann erfahren, wenn wir Kontrolle und Anhaftung loslassen und bereit sind das Leben – unser Leben – so zu nehmen, wie es ist. Im Mantra wird diese Bedeutung des Loslassens durch den Kürbis (manche sagen es ist eine Gurke ;)) welche sich vom Stängel löst bildhaft dargestellt.

    Soma, im Mantra als Amrit bezeichnet, ist der komplementäre Aspekt von Agni und das kosmische Wasserprinzip. Es steht für Verjüngung, Sein lassen, Entspannung und Freude (Ananda)
    Soma kommt dann ins Fließen, wenn wir den Griff der Gifte in uns lösen. Wenn wir den Zustand der Erstarrung, man könnte auch sagen der  „Todeskräfte“ durch die Kraft unserer Bewusstheit auflösen.
    Wir bewegen uns vom Toten und Starren, mrityor, hin zu Verbindung, Fließen und Zulassen, mā’mritāt. (mṛtyor mukṣīya māmṛtāt)

    Agni und Soma sind so die elementaren Seiten des Heilungsprozesses auf allen Ebenen. Im Ayurveda sind es die 2 primären Heilmethoden als Langhana, (Reduzierung, Detox, Agni/Feuer) und Brimhana (Stärkung, Aufbau, Tonisierung, Soma/Wasser)

    Moksha

    Das Tryambakam ist ein sogenanntes Moksha Mantra. Moksha heisst Befreiung und wird im Yoga als das höchste Ziel und die Kulminierung des Lebens betrachtet.
    Befreiung von was?
    Wie schon oben erwähnt, von den einengenden Vorstellungen über uns selbst, dem Leben, dem Tod, den Giften in uns und dem ganzen Rest.
    Es ist keine Freiheit jenseits des Lebens, das wir im Moment führen.

    Es ist die Freiheit, die entsteht, wenn wir unser Leben, mit allem was das bedeutet, annehmen und eins werden damit.

    Jivanmukta

    In einem vedantischen Text, der Jivanmukta Gita wird das so ausgedrückt:

     „Der Jiva ist Shiva/Rudra selbst. Er wohnt allen Wesen inne. Diejenige Person, die diese Wahrheit während des Lebens zu erkennen vermag, wird „lebend befreit“ genannt.“
    Jivanmukta Gita Vers 3


    Die Dringlichkeit dessen ist keine Frage der persönlichen Wahl mehr, wenn man erkennt, d.h spürt, wieviel Leid Verstrickung und Identifikation mit dem eigenen separaten und abgekapselten Leben einhergeht. Für einen selbst, seine Mitmenschen und die Welt.

    Das Tryambakam Mantra kann so eine wunderbare Erinnerung sein an die Notwendigkeit der Reinigung, der Heilkraft des Loslassens, der Akzeptanz von Veränderung und Unbeständigkeit und der Freude und Ekstase eines befreiten Lebens.

    Om Namah Shivaya

     

    • om (ॐ) – kosmischer Urklang, Schwingung des Absoluten
    • tryambakaṃ (त्र्यम्बकं ) – Dreiäugiger Gott: Rudra/Shiva
    • yajāmahe (यजामहे ) – ehren, opfern, meditieren über
    • sugandhiṃ (सुगन्धिंम् ) – wohlriechend
    • pushti (पुष्टि) – wohlhabend, erfolgreich
    • vardhanam (वर्धनम्) – stärkend
    • urvārukamiva (उर्वारुकमिव ) – wie ein Kürbis/ Gurke
    • bandhanān (बन्धनान् ) – gebunden
    • mrityor (मृत्यो) –  Tod, Serblichkeit
    • mukshīya (र्मुक्षीय) – befreit, frei
    • mā’mritāt (माऽमृतात्) – gib mir Unsterblichkeit, Freude

    mehr über das Tryambakam Mantra

     Hier noch mehr über Shiva
    https://somayoga-freiburg.de/2021/03/shiva-das-grosse-mysterium-das-unbekannte-und-sat-chit-ananda/

    Hier noch mehr über Mantras:
    https://somayoga-freiburg.de/heilkraft-des-klangs/

    Shiva, das große Mysterium, das Unbekannte und Sat-Chit-Ananda

    Shiva, das große Mysterium, das Unbekannte und Sat-Chit-Ananda

    Om Namah Shivaya Gurave
    Sat-Chit-Ananda Gurave
    Nishprapanchaya Shantaya
    Niralambaya Tejase

    Anrufung an Shiva als das Absolute: unkonditioniertes Bewusstsein und Verkörperung von Sein, Wissen und Glückseligkeit. Immer frei und in Frieden, aus sich selbst heraus strahlend.

    Shiva ist eine komplexe und vielfältige Gottheit. Shiva steht für die Quelle des Seins aus dem unmanifesten Transzendenten und Absoluten. Er ist die Gesamtheit der Existenz und des Lebens. Er ist das Licht in unserem Herzen, das uns in die Verbundenheit führt.

    Er ist jenseits aller Form, die Quelle von Allem, gleichzeitig ist er in jeder Form als Lebenskraft und verborgene Essenz.
    In der Hinduistischen Trinität ist er der Zerstörer und Auflöser aller Formen und Manifestationen, er beherrscht die wilden Kräfte der Natur, ist Flammentänzer, Schamanengott und Heiler, er ist Soma, der Nektar der Unsterblichkeit, er ist Mahadev, der große Gott, er ist der wohlwollende und Glückverheißende.

    Das ist was sein Name bedeutet: Glücksverheißend, segensvoll.

    Und natürlich wichtig für alle Yogis: Shiva ist der erste Yogalehrer. Er steht für die Möglichkeit der Transformation des Bewusstseins zu einem Erkennen der Einheit allen Seins.

    Sein Fest ist Shivaratri;
    Shivaratri bedeutet die Nacht (Ratri) Shivas und ist eines der wichtigsten religiösen Ereignisse in Indien mit Zeremonien, Pujas und Ritualen, welche die ganze Nacht dauern können.
    Es wird im indischen Monat Phalghun (Februar oder März) in der dunkelsten Neumondnacht des Jahres gefeiert.

    Diese Verbindung zur tiefen Nacht zeigt Shivas Geheimnis und die Transzendenz der normalen, sichtbaren, bekannten Welt.
    Die Mondlose Nacht zeigt an das der Geist (Mond) in die Stille einer Realität jenseits des Geistes eintritt. Es ist nicht die Nacht und Dunkelheit der Ignoranz, sondern die Dunkelheit des Unbekannten, welches in sich das höchste Licht und Wissen birgt.
    Durch Entdecken dieses versteckten Lichts in uns erfahren wir Veränderung, Fülle, Verbindung und Expansion

    Shiva wird gesagt hat 3 Attribute von Sat (Sein) Chit (Bewusstsein) und Ananda (Freude)

    SAT

    Sat bedeutet Sein, Shiva als Sanskrit Ausdruck impliziert Glück, Frieden, Stille und ist das Prinzip des reinen Seins, Sat, hinter allen Erscheinungen. Als kosmisches Prinzip ist es die unwandelbare Wahrheit und ewige Quelle, aus der alles entsteht und wieder zurücksinkt.

    Es ist das formlose Absolute jenseits aller Veränderung. Jenseits von Zeit, Raum, Ort, Name und Form, Handlung oder Resultat und Relativität. Die ewige Wahrheit als Basis aller relativen und limitierten Wahrheiten.
    Es ist die zugrundeliegende Einheit, die alles Leben in all ihren Formen hervorbringt und erhält.
    Auf unserer individuellen Ebene ist es unsere eigene innere Essenz, die eins ist mit aller Existenz und dem Leben.

    Wir alle streben danach uns auszudehnen, zu lernen, zu entwickeln und größere Ausdrucksmöglichkeiten zu finden. Wir wollen uns als Teil eines größeren Lebensgewebe empfinden und Verbundenheit und Erfüllung finden.

    Im Yoga ist das nicht unbedingt eine Frage vom richtigen Wissen, mehr Information oder Selbstoptimierung oder der Veränderung der äußeren Umstände, sondern eine Erforschung und Ausdehnung des Zentrums jeder Erfahrung: dem Ich.
    Dem Selbstgefühl ein abgekapseltes Individuum zu sein in einer als außerhalb von mir empfundenen Welt.

    Das ständige selbstzentrierte Kreisen um mich selbst, meine Belange, mein Leben und meine Bedürfnisse verhindert Beziehung und Verbindung zur Gesamtheit.

    Die Techniken im Yoga bieten Möglichkeiten für einen Prozess der Veränderung und Transformation, wodurch wir langsam das Selbstgefühl ausweiten um uns als Teil und Ausdruck des gesamten Lebens zu erfahren. Yoga bringt uns so nicht weg von der Welt in einen sorglosen Raum der Transzendenz, sondern hilft uns wieder zurückzufinden in die Vitalität und Lebendigkeit des gegenwärtigen Moments.

    Alles Leben ist verbunden und nur möglich durch abhängige Wechselbeziehungen. Alles hängt miteinander zusammen als ein großer Organismus. Unsere menschliche Welt ist abhängig von und verbunden mit aller nichtmenschlichen Welt.
    Deshalb startet Yogapraxis oft mit dem Körper und dem Atem. Der Körper ist immer da. Wieder den Körper zu spüren und zu achten ist der Beginn einer holistischen Achtsamkeit.
    Laut Yoga und Ayurveda besteht der Körper aus vitalen Energien aus denen auch die Welt besteht: den 5 Elementen von Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther.

    Es wird gesagt der Körper besteht aus 80% Wasser. Kann ich wirklich mein Körperwasser trennen von den Flüssen, Seen, dem Ozean oder dem Wasser in einem anderen Körper, sei es Mensch, Tier oder Pflanze? Kann ich die Luft, die ich einatme, wirklich trennen von der Luft um mich herum und sagen: das ist meine Luft?

    Der Körper kann nicht wirklich von der ihn umgebenden natürlichen Welt getrennt werden, außer in meiner Vorstellung und meinem illusionären Empfinden von Autonomie. Die Haltungen im Yoga rufen uns dazu auf wieder in Verbindung und Beziehung zu gehen mit den elementaren Kräften der Natur und der Erde. So gesehen ist die Welt von Körper, Atem und Geist untrennbar verflochten mit der größeren Welt und was sich darauf befindet und passiert.
    Der Körper ist die Welt und Yogapraxis kann so zur Weltpraxis werden, oder gar Universumspraxis.
    Wir erkennen uns in allem wieder.
    Die Praxis, die wir Yoga nennen orientiert uns zu einer neuen Sichtweise und Wahrnehmung der Realität. Von Trennung hin zu gegenseitiger Verflochtenheit, Verbindung und Einheit.
    Ausschlaggebend für diese Bewusstseinsänderung ist der Geist

    CHIT

    Sein ist grundsätzlich bewusst und sogar selbstbewusst. Geist und Körper sind eine Einheit und eng verbunden.
    Kosmologisch ist Chit das Licht- und Bewusstseinsprinzip vor dem Auftauchen von Subjekt und Objekt. Es ist das klare Licht der Existenz welches alles Sein beleuchtet und belebt. Yoga betrachtet Chit, Bewusstsein, als das eigentliche Licht hinter dem Geist. Es ist nur durch dieses Licht, das der Geist funktionieren und wahrnehmen kann.
    Den Geist, im Sanskrit Chitta, zu klären und ihn zu einem Verbündeten auf der inneren Reise zu machen ist enorm wichtig und eines der zentralen Themen im Yoga.
    Unsere Lebenserfahrung hängt vorwiegend von unserem Geist, wie wir damit wahrnehmen und was wir darin tragen, ab.
    Yoga und Ayurveda betrachtet den Geist als grundsätzlich natürlichen Gesetzmäßigkeiten unterworfen, wie der Körper. Der Geist braucht die richtige Nahrung, muss sie gut verdauen können und unverdautes muss ausgeschieden werden. Der Geist braucht genauso Erholung und Heilung wie der Körper auch.

    Achtsam zu werden mit was wir den Geist füttern ist elementar. Der Geist wird prinzipiell durch Sinneseindrücke aufgebaut und erhalten durch meine inneren Dialoge, tiefen Überzeugungen und Konditionierungen.
    Was nehme ich mit den Sinnen auf? Welche Gedanken trage ich in mir? Welche Gefühle?
    Wie sind Sinneseindrücke, Gedanken und Gefühle verbunden?
    Wie funktioniert mein Geist, was sind seine Gewohnheiten, Reaktionsmuster und Mechanismen? Trage ich Ablehnung, Hass, Groll und Ärger in mir?

    Was und wie möchte ich wirklich leben?
    Mit dem Geist zu arbeiten heißt auch sich der Kraft der Aufmerksamkeit bewusst zu werden. Alles was ich beachte und ‚füttere‘ bekommt mehr Kraft und Energie.
    Nur wenn ich die tiefen Schichten meiner unbewussten Intentionen erreiche kann ich mein Erleben jenseits von positivem Denken verändern.
    Hierfür nutzt das Yoga Pranayama, Mantra und Erforschung und das Setzen von elementaren Intentionen.
    Voraussetzung für Erforschung ist ein wertfreier Raum des Anerkennens und der Offenheit.

     

    Meditation

    In der Achtsamkeitsmeditation lernen wir wieder uns und unseren Geist zu beobachten, ohne zu reagieren. Wir schaffen einen wertfreien Raum von Offenheit für egal wie sich jeder Moment zeigt.

    So lernen wir langsam uns selber zu sehen, und anzunehmen, wie wir sind, mit all den immer gleichen Gedankensschlaufen, Selbstablehnungen, Wunden, Bewertungen, Neurosen und vergrabenen Kummer. Dadurch, dass wir erlauben alles zu sehen – und vor allem zu fühlen, verbinden wir uns mit dem Licht (Chit) und der Stille (Sat) hinter jeder Erfahrung.
    Durch Selbstakzeptanz bringen wir wahres Verstehen, Mitgefühl und positive Handlung in der Welt.
    Meditation heißt dann nicht nur auf einem Kissen zu sitzen, sondern wir bringen diese Weite und Offenheit in den handelnden Alltag. Es fließt wieder mehr Energie und neue Lebenskraft wird erfahrbar.
    Als grundlose Freude

     

    Om Namah Shivaya - Der Innere Lehrer und Selbstakzeptanz

    ANANDA

    Ananda heisst Freude oder gar Ekstase durch die einfache Tatsache, dass wir alles erlauben zu spüren. Die Kapazität des fühlens ist der Faktor, der uns mit der Tiefe und Fülle des Lebens und Seins verbindet. Es ist keine Freude stimuliert durch Entertainment, Drogen, neuer Beziehung, Schokobrownies und sonstigen Kicks und Highs.
    Ananda taucht auf, wenn wir bereit sind alles zu fühlen, nicht nur das Schöne, auch das schmerzvolle und schwierige und nichts ausweichen. So kann jede Erfahrung eine Möglichkeit für Wachstum, Transformation, Freude und Gnade werden.

    Ananda ist eng verbunden mit Zufriedenheit und Dankbarkeit und der Fähigkeit der Hingabe und des Fließens. Hingabe heißt, ich partizipiere vollständig ohne Widerstand im gegenwärtigen Moment, in dieser Erfahrung, dieser Begegnung, dieser Beziehung. Hingabe ist eine Qualität des Herzes; zu vertrauen, nicht einer äußeren Instanz, sondern einer empfundenen Kraft der Liebe als Basis des Lebens. Es ist der Ruf in uns das alte loszulassen und das Unbekannte, unlimitierte und Grenzenlose einzuladen, ohne welches unser Leben schal und unlebendig wird.

    Shiva als das Unbekannte und Mysterium des Seins

    Sein, Bewusstsein und die Freude Shivas ist schlussendlich das Geheimnis des Lebens selbst.
    Wir alle sind Ausdruck eines mysteriösen und magischen Universum mit vielen Energien, Kräften und versteckten Dimensionen, die sich jeder Kategorisierung und jedem Verstehen entziehen. Wieder Staunen zu lernen über die Ungreifbarkeit und Grandiosität dieser Existenz beginnt durch Präsenz im Hier und Jetzt – und damit, jeden Atemzug und Moment in seiner nicht Definierbarkeit und Einzigartigkeit zu erleben.
    In der Essenz ist jede Erfahrung frisch und neu.
    Ist es nicht erstaunlich welche Gefühle man fühlen kann, welche Gedanken man denken kann, das Spiel der Farben, die Varianten der Geschmäcker, das immense Spektrum der Formen, die Kraft der Töne und Klänge, die Intensität von Berührung?
    Wenn die Kontraktion- und Kontrollsucht des Ich sich ausreichend entspannt wird jede Erfahrung zu einer Entdeckung die uns über die rein persönliche, gesellschaftliche und menschengemachte Welt hinausführt.

    Schlussendlich, neben unseren üblichen Wünschen und Bestrebungen in der vertrauten und bekannten äußeren Welt besitzen wir alle einen Drang die ungekannte größere Realität in uns zu entdecken. Dieser Antrieb ist vielleicht die Grundlage wahrer Religion und Spiritualität seit Anbeginn unserer Spezies.

    Shiva erinnert uns daran, dass die Umwandlung unseres Bewusstseins und unseres Herzens durch ein zulassen des Unbekannten und des Nichtwissens passiert und die Schönheit des Lebens sich in einem undefinierten, endlosen Raum entfaltet. Niemand kann wirklich wissen was das Leben ist, aber wir können lernen vollständig daran teilzuhaben und es Sein.
    Darin, in uns, finden wir alles.
    Und das ist mysteriöser und fantastischer als wir glauben.

    Oder in den Versen der Shiva Samhita

    „In diesem Körper ist Mount Meru,
    die Wirbelsäule, umgeben von 7 Inseln
    Es sind darin Flüsse, Seen, Berge, Felder, und auch die Herren der Felder.

    Es sind darin die Seher und Heiligen, all die Sterne und Planeten.
    Es sind heilige Pilgerfahrten und heilige Stätten,
    und die Gottheiten der heiligen Stätten darin.

    Sonne und Mond, Kräfte der Schöpfung und der Zerstörung
    bewegen sich in ihm, genauso wie Äther, Luft, Feuer, Wasser und Erde!“

    Alle Wesen, die in den 3 Weltebenen existieren findet man auch im Körper
    um Mount Meru herum erfüllen sie ihre jeweiligen Aufgaben

    Aber normale Menschen wissen das nicht.
    Jemand der das weiß ist ein Yogi – da besteht kein Zweifel

    Shiva Samhita Kap.2 1-6

    OM NAMAH SHIVAYA

     

    Mahamrityunjaya Mantra mit Daisy & Ralf