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    Rettet globales Yoga die Welt? –  Von persönlich zu global zu kosmisch – bist du dabei?

    Rettet globales Yoga die Welt? – Von persönlich zu global zu kosmisch – bist du dabei?

    Jedes Jahr wird von der UN am 21. Juni ein Internationaler Yogatag ausgerufen, um die zahlreichen Vorteile und positiven Auswirkungen von Yoga zu verbreiten. Wie immer man auch zu solchen “Tagen” steht, sie können zumindest unser Bewusstsein für bestimmte Themen öffnen und sensibilisieren und vielleicht den ein oder anderen bewegen neues auszuprobieren (wie in unserem Fall Yoga) oder neue Sichtweisen oder Handlungsspielräume zuzulassen. Es gibt übrigens auch einen Tag der Schraubenziege (fantastisch!) einen Tag der Kartoffel (lecker) und einen inoffiziellen Weltkatzentag (überlebenswichtig) am 8. August…unter vielen anderen.

    Das Thema des Yogatages letztes Jahr war: Eine Erde, eine Familie, dieses Jahr ist es: Yoga for women empowerment. Beide Themen sind verbunden, komplex und vielschichtig. Und heutzutage, mit all den Krisen die wir erfahren wichtiger denn je.
    Es ist meine Hoffnung das mehr und mehr Menschen die Impulse der persönlichen Yogapraxis nutzen, um über den Mattenrand hinauszuschauen. Wenn wir Yoga nutzten, um uns in einer Art ‘metime’ Wohlfühloase abzuschotten, wie wichtig diese auch manchmal ist, tun wir uns selbst und der Welt keinen Gefallen. Im Gegenteil. Yogapraxis sollte uns ermöglichen mit Klarheit und einem offenen Herzen der Welt zu begegnen und einen positiven Beitrag leisten zum Wohle aller. Mehr noch, Yoga sollte uns zu einer Erfahrung verhelfen wo wir tatsächlich alle Menschen und die ganze Erde als eine Familie betrachten. Globales planetarisches Yoga. Das funktioniert nur wenn wir wieder eine Verbindung zur Erde als Basis jeder wahren Spiritualität herstellen und erkennen, dass wir eingewoben sind in ein grosses Lebensgeflecht, wo alles miteinander verbunden ist – belebt von der gleichen Kraft und dem gleichen Spirit. Wir sind ein Teil der Natur und in uns wirken die gleichen Kräfte. Yoga aktiviert und nutzt die evolutionäre Kraft (Shakti) verborgen in der Natur – und in unserer Seele – um die Anhaftung an eine limitierte Identität zu lösen und die Illusion von Trennung zu beenden.

    Yoga im Zeitalter einer spirituellen Krise

    Die Gegenwärtige Krise und der tragische Zustand der Welt auf gesellschaftlicher, politischer und ökologischer Ebene hat seinen Ursprung in einem Bewusstsein abgekoppelt von der organischen und heiligen Verbundenheit mit Allem. Wir erkennen nicht die Einheit hinter all den Unterschieden. Intellektuell versuchen wir das zwar, aber das macht es nur noch schlimmer. Einheit und Verbundenheit kann man nicht ‚denken‘ oder ‚abstrahieren‘, es ist eine gelebte verkörperte Erfahrung eines rezeptiven und ‚fühlenden‘ Bewusstseins jenseits des Intellekts. So finden wir uns im Kern in einer spirituellen Krise des kollektiven Bewusstseins wieder. Dieses basiert auf falschen Werten, Zielen und Praktiken welches Egoismus, Dominanz und Gier fördern. Wir haben den Kontakt zu unserer inneren und äußeren Natur verloren und zerstören dabei den Planeten und uns selbst. Global ernten wir die karmischen Früchte unter anderem in Form zunehmende Konflikte, der Gefahr eines Krieges, Klimawandel und Artensterben.

    Das dunkle Feuer unserer Zivilisation

    Als Spezies zerstören wir unsere Ökosysteme, die Basis unserer Existenz, beuten die Tierwelt aus und sind bereit für unsere kleinlichen Überzeugungen zu töten und zu morden. Wir haben keine Kultur geschaffen inspiriert von Mitgefühl, Weisheit und Sensitivität, welche alle Lebensformen miteinbezieht, sondern von Konsum, Arroganz und Größenwahn wo die eigene Agenda oder die der gleichen “Interessengruppe” im Vordergrund stehen. Wir finden kaum die Betonung von Tugenden wie Wertschätzung, Selbstdisziplin, Achtsamkeit und Liebe. Im Gegenteil: alles wird noch vulgärer, oberflächlicher und krasser. Mit all unseren modernen Errungenschaften leiden wir unter allerlei körperlichen und psychologischen Beschwerden. Stress und Depression ist eine der größten Epidemien heutzutage und ein deutliches Symptom, dass wir nicht in Harmonie sind mit dem Leben.

    Unheilige Religion, Politik und Technologie

    Unsere Religionen gleichen unheiligen, intoleranten konkurrierenden Glaubenssystemen, wo es darum geht, möglichst viele “Followers” zu bekommen im Kampf gegen die “anderen”. Anstatt wahrer Spiritualität sehen wir einen dumpfen regressiven Fundamentalismus der noch mehr Gewalt und Konflikt schafft. In kaum einer der großen Weltreligionen sehen wir eine Inspiration alle Menschen in ihren Unterschieden zusammenzuführen und mit ihrem inneren Selbst zu verbinden.
    Unsere politische Landschaft gleicht ausgedienten, selbstsüchtigen, korrupten Dinosauriern, gefangen in anorganischen Ideologien und einem anachronistischen System nicht fähig den Anforderungen der Realität gerecht werden. Lebensfeindlicher Radikalismus, Nationalismus und der Rechtsruck in den vergangenen Wahlen sind einige der Ergebnisse davon.
    Unsere Technologie schafft eine virtuelle Realität, die uns immer mehr von der Natur und uns selbst entfremdet und uns isoliert und einsam macht. Wir nutzen sie vermehrt zur Manipulation, Kontrolle und Konformität und sie wird gleichzeitig immer weniger zu kontrollierbar. Unsere angesammelten Nuklearwaffen haben die Kraft den ganzen Planeten zu zerstören und wir bauen KI unterstützte “intelligente” Waffensysteme die immer effizienter, umfassender und präziser töten können. Man fragt sich: was hat das mit Intelligenz zu tun?

    Die gute Nachricht: wir können uns / es ändern

    Diese kurze Bestandsaufnahme mag sich schlimm anhören, aber man kann es auch als Zeichen eines Wandels verstehen. Immer mehr Menschen wachen auf – auch durch Yoga und andere spirituell orientierte Methoden, und erkennen das es einen Bewusstseinswandel braucht. Wir können die gegenwärtigen Probleme nicht mit dem alten Bewusstsein lösen und alles ständig symptomatisch behandeln und hin und her schieben.

    Empowerment von Frauen – die nötige Rückkehr der Göttin

    In diesem Sinne ist ‘Empowerment’ von Frauen nicht nur eine soziale oder politische Frage der besseren Gleichberechtigung. Das weibliche Prinzip ist auch eine mächtige archetypische Kraft – ausgedrückt und repräsentiert als Göttin – die auf allen Ebenen wirkt. Es ist vielleicht eine Frage des Überlebens, ob wir das weibliche Prinzip, das weibliche in jedem von uns, wieder entdecken und ehren, als das, was es ist: eine heilige Kraft der Verkörperung und des Lebens. Das Wertschätzen und Verehren des weiblichen Prinzips als Schöpfungskraft, “Mutter” Erde und generell als kreative Kraft hinter aller Manifestation ist ein Schlüssel für persönliches spirituelles Wachstum aber auch für uns als Spezies generell. In der inneren Energiearbeit des Yoga ist es die Gnade und transformative Kraft der Göttin, der Yoga Shakti, welche unsere Herzen erweckt und zurückführt zu Einheit, Frieden und Gleichgewicht (Shiva). Die Göttin repräsentiert die pulsierende, transformierende Schönheit und verborgene Realität hinter und jenseits aller Kräfte des Universums. Als solche ist sie verantwortlich für die elementaren Lebensprozesse und gibt tiefe Erfüllung, genährt sein auf allen Ebenen, vibrierende Freude und ein tiefes Gefühl für die Kostbarkeit der ‚Verkörperung‘. Leider haben unsere großen Religionen und generell unsere Zivilisation dieser ‘Göttin’ nicht ihren angemessenen Platz eingeräumt, sie unterdrückt oder gleich ganz ignoriert. Die Folge ist Materialismus, Kopflastigkeit und allgemein ein fehlendes Gefühl von Freude und Geborgenheit in einem nährenden Universum. Der Intellekt wurde zum Fetisch zum Verständnis der Welt und unserer selbst. Den Preis, den wir dafür zahlen ist ein Empfinden von Trennung, innerer Leere und Hoffnungslosigkeit. Es ist ein Verlust auf kollektiver Seelenebene. Die Rückkehr der Göttin ist keine Frage des Glaubens, sondern ob wir es schaffen, wieder eine tiefere Verbindung zum Leben herzustellen wo jede Lebensform ihren natürlichen Platz und Berechtigung findet.

    Planetarisches Yoga

    Auf gesellschaftlicher Ebene braucht es ein zusammenkommen visionärer Politiker, Wissenschaftler, Künstler, spiritueller Lehrer, Geschäftsführer usw. die ein neues Bewusstsein der Einheit verkörpern und die anfangen an Strukturen zu arbeiten, durch die es Formen annehmen kann. Das mag nicht einfach sein und wird noch einige Zeit dauern aber wir sehen schon viele alternative Grassrootbewegungen, Projekte und Communities in dieser Richtung. Es braucht ebenso ein zusammenkommen als Yoga-Community, welche sich jenseits von Stilen und Traditionen auf der Ebene des Herzens zusammenfindet und sich als Katalysator für einen gemeinsamen Bewusstseinswandel versteht.

    Das Kollektiv wird von den Individuen gespeist. Was jeder von uns hineingibt, hat eine Wirkung. Der imperative Aufruf des Yoga und Ayurveda ist einfach: Übernehme Verantwortung und ändere dich selbst. Dann ändert sich deine Welt. Warte nicht darauf das es andere tun und trete aus dem halluzinatorischen, destruktiven Kreislauf der Ohnmacht und des Beklagens heraus. Gehe mit dir und dem Leben in Beziehung. Folge nicht Ideen und Ideologien die andere dir einpflanzen, sondern entdecke ein Leben durch die Realität deiner eigenen Wahrheit, die aus einer tieferen Quelle kommt. Löse dich von einengenden Identifikationen, um deinen Selbstwert zu bestätigen. Mach das Universum zu deinem Zuhause. Gehe kleine Schritte und entdecke deine Kraft und dein eigenes Licht. Was immer dann der Ruf deiner Seele ist, es wird gut sein. Wenn du mit dir im Einklang bist, alte Wunden geheilt und dir selbst und anderen Vergeben hast, werden deine Handlungen automatisch dem größeren Dienen. Verbinde und umgebe dich mit Menschen, die deine Werte und Ziele teilen und dir helfen fokussiert und inspiriert zu bleiben. (d.h geh ins Yogastudio, Dojo etc…)

    Wir können lernen das heilige wieder in den Alltag zu bringen, die Fülle wieder einzuladen. In diesen Moment, diesen Atemzug, diese Begegnung. Die Yoga Asanas können uns öffnen für die Verbundenheit mit der Erde und all seinen Lebewesen. Der Körper ist die Erde, zu der er wieder zurückkehrt, wir haben ihn ja nur geliehen. Die Atemübungen verbinden uns mit der Atmosphäre und dem Sauerstoff, welche die Pflanzen für uns produzieren. Meditation verbindet uns mit dem endlosen Raum von Stille und Weite des Kosmos. Das ist dann planetarisches Yoga.

    Wir können uns fragen, wie die Nahrung, die ich esse, den Planeten und seine Lebewesen beeinflusst und nicht nur ob sie gut für mich ist. Wir können berücksichtigen, ob die Kommunikation und meine Handlungen das Wohlergehen und die Harmonie aller Lebewesen unterstützt oder ob sie nur meinem Selbstinteresse dient. Ist die Berufswahl und meine Karriere erhebend und positiv für alle oder ist sie nur ein Mittel zum Geldverdienen auf Kosten anderer? Für wahrhaftiges planetarisches Yoga müssen wir unsere ganze Lebensweise, Beziehungen und Einstellungen anschauen. Integriert unser Leben all die gegensätzlichen Kräfte der Welt in einer größeren Harmonie oder tragen wir zu noch mehr Fragmentation, Isolation und Teilung bei? Diese Integration muss bei uns selbst anfangen, eine innere Klärung und Integration, um wirklich nachhaltig zu sein.
    Alles in allem: Die Lebenszeit, die wir zusammen haben ist ein wertvolles Gut. Wie willst du sie verbringen? Was soll durch dich in die Welt kommen? Kannst du dich selbst als strahlendes, wertvolles Wesen sehen, das du laut Yoga bist: in Perfektion geboren, strahlend, frei und gut?
    Dann ist jeder Tag ein internationaler, ja interkosmischer Yogatag 😉

    Dieses (wieder-) erkennen ist eine innere Revolution, deshalb unser programmatischer Titel: Yogi (R)evolution
    Hier nochmal als Inspiration unser Yogi Manifest.

     

    Om Shanti Shanti Shanti 
    Ralf,

    Direktor Soma Yoga

     

    10 Zeichen, dass du bereit bist für ein Yoga Teacher Training

    10 Zeichen, dass du bereit bist für ein Yoga Teacher Training

    Du liebst Yoga und denkst immer wieder darüber nach eine Yogalehrer*innen Ausbildung zu machen, hast aber Zweifel oder Bedenken, ob du bereit dafür bist? Ganz ehrlich, in den meisten Fällen lautet die Antwort darauf: ja, du bist bereit. Ok, das ist natürlich keine ausreichende Klärung oder befriedigende Antwort. Hier habe ich versucht etwas ausführlicher das Thema zu adressieren. Inklusive Tipps wie du das passende Teacher Training für dich findest:

    1. Yoga ist jetzt schon wichtiger Bestandteil deines Lebens und Alltags

    Du machst schon lange Yoga und es ist unverzichtbarer Bestandteil deines Alltags. Es gibt dir Halt, Zentrierung und Verbindung. Du spürst eine tiefe Leidenschaft für Yoga, es hat dir über schwierige Zeiten geholfen und du hast die transformative Kraft der Praxis selbst erfahren und spürst den Wunsch es weiterzugeben. Oder du bist einfach hochmotiviert und neugierig deine Praxis und dein Wissen auf das nächste Level zu heben und noch mehr in den Alltag zu integrieren. Egal ob du es machst, um danach kompetent zu unterrichten oder einfach nur für dich, eine Ausbildung ist jetzt der logische nächste Schritt.

    2. du willst dich weiterentwickeln

    Du machst jede Woche dein Yoga, warst auf Retreats, hast Workshops gemacht, aber irgendwie reicht es dir nicht. Oder die Wirkung ist nicht nachhaltig, du bist auf einem Plateau angekommen und stagnierst. Yoga-Ausbildungen bieten die Möglichkeit viele Fortschritte in den Asanas zu etablieren aber fördern auch auf allen Ebenen, von der physischen bis zure spirituellen, die persönliche Entwicklung. Wenn du danach strebst, nicht nur körperlich, sondern auch innerlich zu wachsen bist du richtig. In unserer heutigen Zeit ist ein Teacher Training die beste Möglichkeit Yoga in Praxis und Theorie zu vertiefen. Eine Ausbildung schafft den Container und die Struktur innere Blockaden zu überwinden und ermöglicht dir, auf allen Ebenen zu lernen und zu wachsen. Tägliche Yogapraxis, Pranayama, Meditation, Auseinandersetzung mit philosophischen Themen und Selbsterforschung unterstützen dich darin, deine innere Kraft, Energie und Liebe in deinen Yoga-Unterricht, dein Leben und in die Welt fließen zu lassen.

    3. du glaubst, du bist noch nicht so weit, nicht gut genug, bist zu unflexibel und kannst immer noch keinen Kopfstand…

    Das höre ich immer wieder und ist ein weitverbreitetes Missverständnis.

    Du spürst in dir den Wunsch Yoga zu vertiefen aber du denkst, du musst enorm flexibel sein, eins A im Kopfstand stehen und schon halb erleuchtet täglich stundenlang meditieren, bevor eine Ausbildung in Frage kommt. Das sind unkorrekte Annahmen. Du kommst, wie du bist: Deine Bereitschaft dich unperfekt und verletzlich zu zeigen ist Voraussetzung für jede Veränderung – ich würde fast sagen: es ist Voraussetzung für jeden authentischen Yogalehrer.
    Alles in allem: Yogalehrer sind Menschen wie du und ich, aber interessiert sich zu erforschen und zu verbessern. Deshalb lass dich von fehlender Flexibilität, unstetem Geist oder fehlendem Wissen nicht aufhalten. Das sind alles Themen, die wir in einer Ausbildung adressieren.

    4. Wunsch nach unterstützender Gemeinschaft

    Du hast genug davon allein vor dich hin zu yogieren und dich auch noch dafür zu rechtfertigen, weil dein Umfeld deine Yogaleidenschaft nicht versteht oder verstehen will. Manchmal fühlst du dich fast schon als Außenseiter, weil du Werte und Ziele hast, die du im Umfeld oder in der Gesellschaft nicht widergespiegelt siehst.
    Ein Teacher Training bietet ein unterstützendes Netzwerk und ist der ideale Ort, um Gleichgesinnte zu treffen und Unterstützung zu finden.

    5. Der Honeymoon mit Yoga ist vorüber – aber das macht dir nichts

    die Honeymoon Phase mit dem Yoga ist schon vergangen, aber du bleibst dabei, weil du mehr suchst als nur Wohlfühlen. Du willst dein ganzes Potential ausschöpfen. Das ist wie in einer Beziehung. Zuerst schwebt man auf Wolke sieben und denkt alles ist perfekt, aber so langsam landet man und die eigentliche (Beziehungs-) Arbeit beginnt. Soll heißen: dir ist bewusst das es nicht nur um ein „gut fühlen“ geht; eine Ausbildung sind keine Yogaferien, sondern du wirst ermutigt Themen anzuschauen, Sichtweisen zu erweitern und innere Grenzen zu transzendieren. Du bist bereit an dir zu arbeiten und bringst die nötige Bereitschaft und Offenheit mit.

    6. Du suchst ein besseres Verständnis der Philosophie und Spiritualität

    Du bist nicht nur an einer Vertiefung der Praktiken und Techniken interessiert, sondern willst mehr über den Background von Yoga und Ayurveda verstehen. Dich interessieren die Philosophie und die spirituellen Konzepte und du willst mehr über die Schriften, wie die Yoga Sutren erfahren. Du hast erkannt, dass Sichtweisen und Einstellungen unsere praktische Lebenserfahrung bestimmen und dass die Yoga-Philosophie helfen kann, neue Perspektiven – und Lebensmodelle – zuzulassen.

    Yogaausbildungen erfordern Flexibilität, nicht nur körperlich, sondern auch im Denken. Wenn du bereit bist, dich auf neue Ideen und Ansätze einzulassen und wissen willst, wie du dein Leben mit yogischer Spiritualität neu beleben kannst, ist das ein gutes Zeichen für deine Eignung.

    7. Du bist in einem Wendepunkt und willst dein Leben neu ausrichten und ändern

    Eine Ausbildung kann nicht nur dein Verständnis von Yoga vertiefen, sondern auch eine lebensverändernde Reise sein. Und ehrlich: das sollte Yoga sowieso sein. Eine Reise zu mehr Gesundheit, Klarheit, einem offenen Herz und inneren Frieden. Du erkennst klar, dass die einzige Person, die sich verändern sollte, kann und will, du selbst bist. Schritt für Schritt lässt du alte und negative Gewohnheiten hinter dir und überrascht dich vielleicht selbst, was da an neuer Inspiration zum Vorschein kommt. Wenn du dich in einer Art Krise, Sackgasse oder Talsohle befindest, kann eine Yogaausbildung die Kraft für einen grundlegenden Richtungswechsel aktivieren. Das ist das Feedback vieler vergangener Teilnehmer, und so war es auch für mich. Ich war in einer Krise, wollte (und konnte) nicht mehr so weitermachen wie bisher, und meine erste Yogaausbildung war eine unglaublich wichtige Unterstützung das Leben positiv und nachhaltig zu verändern.

    8. Verantwortung für deine eigene Gesundheit

    Yoga-Ausbildungen lehren nicht nur, wie man Yoga unterrichtet, sondern auch, wie man die eigene Gesundheit und einen harmonischen Lebensstil pflegt. Vor allem wenn noch Ayurveda gelehrt wird (wie bei uns ;). Wenn du wieder auf natürliche und ganzheitliche Art Verantwortung für dein Wohlbefinden übernehmen möchtest, und Fitness und Vitalität steigern willst, ist eine Ausbildung eine gute Wahl.

    9. Irgendwie machst du es schon

    …. das unterrichten.
    Kollegen, Freunde oder Bekannte fragen dich immer mal wieder nach Tipps oder ob du ihnen nicht ein paar „Yogaübungen“ zeigen kannst. Du bist für sie eh der Yogafuzzi 😉 Es fällt dir leicht, macht Spaß und fühlt sich natürlich an. Der Wunsch, anderen zu helfen und sie auf ihrem Weg zur Gesundheit und Wohlbefinden zu begleiten, ist ein wesentlicher Aspekt des Yogalehrer*innen seins. Wenn du Freude daran hast, anderen zu dienen, könnte eine Ausbildung deine Berufung sein. Du lernst professionell Stunden und Übungsreihen zu erstellen und die richtige Methodik und Didaktik des Unterrichts. Der Wunsch, Wissen zu teilen und andere zu inspirieren, ist entscheidend für angehende Yogalehrer*innen. Und wer weiss, vielleicht ist der Yogaunterricht bald dein zweites Standbein oder du inspirierst in deinem Arbeitsumfeld deine Kollegen und du leitest eine kleine Yogagruppe, oder du gehst auf Reisen und unterrichtest in tropischen Resorts, oder oder oder…die Möglichkeiten sind groß.

    10. Eine tiefe innere Sehnsucht und inneres Gefühl:

    Manchmal ist es einfach ein inneres Gefühl, dass es an der Zeit ist, den nächsten Schritt auf dem Yogaweg zu gehen. Du weisst vielleicht gar nicht genau warum, aber etwas in dir sehnt sich danach, es ist die leise Stimme, die dir zuflüstert, das im Yoga etwas auf dich wartet. Du spürst, es ist eine Chance dich selbst zu entdecken und dein Licht zum Strahlen zu bringen: zum Wohle aller. Für mehr Gesundheit, Mitgefühl, Freude und Frieden in dir und der Welt. Vertraue auf deine Intuition und wenn du spürst, dass die Zeit reif ist…go for the Yogi (R)Evolution…
    just do it!

    Diese Punkte sind natürlich bei weitem nicht erschöpfend, aber ich hoffe es hat ein bisschen geholfen. Natürlich müssen Zeit und die Lebensumstände für dich passen. Aber genauso wichtig: pass auf, dass du fehlende Zeit oder Energie nicht als Entschuldigung nimmst, um nötige Veränderungen aufzuschieben. Die beste Zeit ist immer jetzt!

    Om Namah Shivaya!!

    Epilog:

    Wie findest du den richtigen Ort und das passende Format?

    Es gibt mittlerweile eine unüberschaubare Anzahl und Vielfalt von Yogaausbildungen.
    Es ist nicht egal wo du sie machst.
    Es gibt viele Yogastile, Schulen und Lehrer*. Suche dir einen aus der zu dir und deinem Körper passt, dir guttut und dich gleichzeitig angemessen herasusfordert. Probiere verschiedene Schulen und Lehrer aus. Viele bieten Probestunden oder Infoveranstaltungen an. Und wenn möglich, schau nicht nur nach den Kosten. Es gibt auch viele unterschiedliche Formate. 200 Stunden haben sich mittlerweile als Grundausbildung etabliert. Danach kannst du schon vollwertig unterrichten. Manche bieten Crashkurse in zwei drei oder vier Wochen an. Das Problem ist, das eine Integrations- und Verarbeitungsszeit fehlt. Das ist einer der Gründe, warum wir die 200 Stunden Ausbildung länger machen.  Es hat sich bewährt, um langsam hineinzuwachsen. Egal wie, du solltest dich an dem Ort der Ausbildung wohlfühlen, der Vibe sollte passen und vor allem die Beziehung zum Lehrer sollte stimmen. Yoga lebt nicht nur von Praktiken, Techniken und philosophischen Konzepten.

    Transformation durch Beziehung

    Das wahrhaft transformative Potenzial des Yoga entsteht durch die direkte Schüler / Lehrer Beziehung. Es ist eine energetische und manchmal fast schon magische Übertragung jenseits von Worten und Konzepten. Herz zu Herz. Und das funktioniert am intensivsten und besten vor Ort, von Angesicht zu Angesicht. Deshalb bin ich auch kein Fan von reinen online Ausbildungen. Der direkte Kontakt in einem Raum mit wirklichen Menschen lässt sich nicht ersetzen.

    Oft ist die richtige Wahl der Ort, wo du eh schon Yoga praktizierst. Aber falls deine Schule oder dein Lehrer keine Ausbildung anbieten, höre dich um. Vielleicht haben Freunde oder Bekannte einen Tipp. Spreche mit Absolventen vergangener Ausbildungen, gehe in die Stunden und probiere aus. Erforsche wie du dich fühlst im Ausbildungsort und bei den jeweiligen Lehrer*innen.

    Gute Zeichen meiner Meinung nach (und wirklich meiner Meinung nach),

    • Lehrer und Schüler der Ausbildungsschule sind im Hier und Jetzt verankert, bodenständig ohne allzu viel esoterische Traumtänzerei
    • die tieferen Aspekte des Yoga wie Meditation und Philosophie werden authentisch vermittelt.
    • Yoga wird nicht nur als Körperarbeit verstanden, sondern ebenso als ein Innerer Weg der Selbstverwirklichung und „way of life“ jenseits der Matte
    • es herrscht eine ernsthafte, engagierte und doch freudvolle und herzliche Atmosphäre die erhebend, inspirierend und beflügelnd wirkt
    • du fühlst dich willkommen und gesehen

    ein paar nicht so gute Zeichen:

    • depressive, freud-und humorlose Stimmung
    • allzu strenge, und asketische Lehrer*innen
    • anonyme und sterile „Abfertigung“.
    • Du fühlst dich nicht gesehen.
    • menschliche und emphatische Inkompetenz der Lehrer*innen
    • zuviel „Heiligkeit”, zuwenig Wahrhaftigkeit
    • unästhetischer, schmutziger oder vernachlässigter Yogaraum
    • despotische und herrische Sprache und Verhalten der Lehrer*innen
    OM Tannenbaum – yoga, Weihnachten & holy nights

    OM Tannenbaum – yoga, Weihnachten & holy nights

    Weihnachten steht vor der Tür. Für viele eine Zeit die man im Kreis der Familie verbringt oder mit guten Bekannten. Von manchen herbeigesehnt, weil es ein willkommenes Verschnaufen vom sonst hektischen Jahr verspricht, von vielen gefürchtet oder gar verachtet als konsumbeladener, heuchlerisches Friede, Freude Eierkuchenfest ohne wahre Bedeutung. Zudem so scheint es, kommen gerade an Weihnachten familieninterne Konflikte vermehrt zum Vorschein und verstärken noch den Stress. Dann ist noch das Problem mit der Religion. Viele von uns stehen Religion kritisch oder ablehnend gegenüber und wollen damit nichts (mehr) zu tun haben…oder können damit nichts anfangen.

    Also, ich finde Yoga, Weihnachten und auch Religion sind eine wunderbare Kombination. Wenn man etwas hinter die Kulissen der eigenen Weihnachtsmuffelkonditionierung schaut und gleichzeitig hinter die „religiösen“ Symbole, kann das enorm helfen, Weihnachten und die Zeit danach ganz neu zu entdecken und wertzuschätzen.

    Die Sonnwenden – aussen und innen

    Schon lange vor Jesus wurde die Neu- und Wiedergeburt der Natur und des Lebens als Licht oder in Form eines Neugeborenen imaginiert. Niemand weiss wann genau Jesu geboren wurde. Es wurde auf die Weihnachtszeit gelegt, die Zeit der Wintersonnwende, weil es die Zeit der Wiedergeburt des Lichts ist. Jesus steht in diesem Fall für das Licht in jedem von uns. In der indischen Tradition nimmt die gleiche Stellung und Bedeutung Krishna oder Lakshmi ein (oder eine andere „Form“). Es ist die Sehnsucht und das Potential neu zu erwachen; zu größtmöglicher Liebe, Verbundenheit und Schönheit und es zu leben und zu verkörpern.

    Potente Zwischenzeiten

    Während dieses Erwachen potenziell immer möglich ist, wie die Yogatradition betont, können bestimmte äußere Zeitqualitäten unterstützen. Diese Erkenntnis der gegenseitigen Beeinflussung von äußeren und inneren Faktoren ist auch die Basis der vedischen Astrologie. Ganz allgemein empfehlen die Yogis in einem Zeitfenster, das sie Brahmamuhurta nennen, zu meditieren. Es ist eine Übergangszeit von der Mitte der Nacht bis zum Sonnenaufgang, ungefähr zwischen 3.30 und 6.30 Uhr. Hier wird die formlose Dimension erfahrbar, alles ist still, zurückgezogen und undefiniert. Der neue Tag hat noch keine Form und ist durch die geistigen Samen, die wir säen beeinflussbar. Es ist die alte Vision und Erfahrung, das wahre Erneuerung nur durch das Berühren einer zeitlosen Dimension in uns möglich ist.  Wenn wir das “tiefere” Selbst jenseits der Ego Identifikation erfahren, wird loslassen und Neubeginn möglich. Diese Dimension ist aber auch immer eine Auseinandersetzung mit Dunkelheit, Unsicherheit, Nicht Wissen und Auflösung; diese sind oft Voraussetzung für eine wirkliche Veränderung und Neuschöpfung. Das Aushalten und Bewusstmachen der eigenen „Dunkelheit“ liefert das Substratum durch welches das Licht in einem alchimistischen Umwandlungsprozess neu erstrahlen kann. Dunkelheit und Licht sind jeweils im anderen enthalten und bedingen sich gegenseitig. Keines ist per se besser oder schlechter.
    In der Abenddämmerung wird in Indien mit einer Lichterzeremonie, dem Arati, dem göttlichen Licht in allem gedacht. Im größeren Jahreskreis sind diese potenten Zwischenzeiten unter anderem die Sonnwenden, wie jetzt die Zeit der Wintersonnwende. Sie wurden kulturübergreifend schon immer mit festlichen Ritualen gewürdigt und gefeiert. Es ist eine transformative Übergangszeit, von Auflösung, Stille und Neubeginn. Ein Ritus des Wandels und der Möglichkeit von Erneuerung und Transformation.

    Hinter die Symbole schauen

    Yoga ist als spirituelle Praxis nicht an einen bestimmten Glauben oder Religion gebunden, obwohl es natürlich eng mit dem Hinduismus verbunden ist. Aber die Essenz von Yoga ist Selbstverwirklichung. Es basiert auf Erfahrung und nicht Glauben. Gleichzeitig anerkennen die Yogis das (religiöse) Symbole und Ideen eine Hilfe sein können, wenn wir sie nicht als absolut betrachten. Mit dem richtigen Verständnis und einem offenen Geist können sie uns mit einer tieferen Bedeutungsebene verbinden. Schon immer haben wir existenziell menschliche, sowie universelle Wahrheiten und Erfahrungen in (Götter-)Geschichten, Metaphern, Symbolen, Ritualen und Mythen ausgedrückt. Je nach Kultur, Religion und Zeitalter unterschiedlich verweisen sie auf tiefere Realitäten jenseits Ratio oder Logik – und jenseits von Religion.
    Tatsächlich sind die tiefsten Symbole verbunden mit archetypischen Erfahrungen, die unsere Psyche strukturiert haben und unbewusst in uns wirken.
    Symbole, mythologische Geschichten und Rituale enthüllen gleichfalls Orientierung und Sinn und verweisen auf die eigene mysteriöse Verbundenheit mit dem Kosmos. Wenn wir lernen die alten Geschichten und Symbole zu decodieren enthüllen sie ihr Potenzial der inneren Transformation hin zu mehr Ganzheit und Verbindung.
    In dem Zusammenhang hat Weihnachten einiges zu bieten

    Schauen wir uns ein paar Weihnachts ‚features‘ an.

    Vom Weihnachtsbaum und Weltenbaum

    Der Weihnachtsbaum ist ein universelles Symbol für den Weltenbaum. Ein kosmischer Baum. Diese Vorstellung ist uralt und wir haben sie größtenteils vergessen. Es ist in vielen nativen und schamanischen Traditionen rund um die Welt zu finden. Auch bei unseren Vorfahren, das waren die Kelten und Germanen. Wir holen uns einen immergrünen Baum ins Haus, weil er die Quelle von Vitalität, ja das Leben selbst symbolisiert. Der Weltenbaum ist die Axis Mundi, die Achse der Welt, welche mit tiefen Wurzeln Erde und Himmel verbindet. Am Fuße des Baumes stellen wir Maria und Josef, das Urpaar, Shiva und Shakti auf. In der Krippe, auf Gras und Heu liegt unser göttliches Selbst das sich als Kind in diese Welt verkörpert hat.
    An den Weihnachtsbaum selbst hängen wir Kerzen und runde leuchtende Kugeln, welche die Sterne die Planeten und den Kosmos repräsentieren. Auf die Spitze kommt ein großer Stern, der Polarstern, der unserer Seele die Richtung weist.
    In den schamanischen Vorstellungen verbindet der Weltenbaum 3 Ebenen: die Unterwelt (Erdgeister, Elementarwesen), Mittelwelt (Welt der Menschen) und der Oberwelt (Engel, Götter).
    Er ist der Baum des Wissens und der Baum des Lebens. Es ist alles ein Lebensgewebe und es ist heilig.

    Baum des Lebens

    Black Elk, ein Sioux Medizinmann, wurde dieses Wissen in einer Vision enthüllt:

    „Das heilige Band eines Volkes ist nur einer von vielen welche zusammen den großen Kreis der Schöpfung ausmachen. In der Mitte wächst ein mächtiger blühender Baum des Lebens, der alle Kinder von einer Mutter und einem Vater beschützt. Alles Leben ist heilig.“

    In der indischen Vorstellung kommt alle Manifestation vom Bewusstsein, der geistigen Ebene; deshalb wurzelt der Weltenbaum in Brahman, dem Ewigen:

    Das Universum ist ein Baum, der ewig existiert, seine Wurzeln ragen nach oben, seine Äste abwärts. Die reine Wurzel dieses Baumes ist Brahman, das Unmanifeste, Formlose, Unsterbliche. Alle Welten sind in ihm enthalten, niemand geht darüber hinaus und er ist das Selbst.“

    In der Bhagavad Gita sind die Blätter des Baumes die Veden (von Veda, Wissen, die alten spirituellen Schriften Indiens) welche das Wissen über das Unsterbliche vermitteln.
    In einer weiteren Legende ist der indische Weltenbaum auch die Quelle des Soma, des Elixiers der Unsterblichkeit.

    Der innere Körper als Baum

    In der inneren energetischen Anatomie des Yoga wird die erweckte Bewusstseinskraft, die Kundalini Shakti, vom Wurzelchakra, dem Muladhara, über den mittleren Energiekanal der Wirbelsäule (Sushumna) bis zum Kronenchakra (Sahasrara) hochgeleitet und vereint sich dort mit dem transzendenten Aspekt (Shiva), was mit der Erfahrung von Integration und „Erleuchtung“ beschrieben wird. Auch hier finden wir die Analogie des Baumes wieder.

    Weihnachtszeit: Reinigung, Vergebung & Loslassen

    Die Idee der „alten“ Rituale zur Weihnachts- und Neujahrszeit – die wir auch heute noch, meist unbewusst ausführen – war, ungelöste Themen, Verletzungen, verpassten Chancen und Fehler des vergangenen Jahres bewusst zu machen, anzuschauen, und mit einem Gefühl der Vergebung loszulassen, damit sie nicht in das neue Jahr mitgenommen werden. Eine unbewusste Erinnerung an die Notwendigkeit der Reinigung liegt der Weihnachtszeit zugrunde. Man merkt es daran, dass viele Konflikte innerhalb der Familie ausgerechnet jetzt zum Vorschein kommen 😉 Und tatsächlich, diese Reinigung war und ist auch teilweise die Aufgabe der Familie. Leider ist dieses Verständnis nicht mehr weitverbreitet.
    in vielen indigenen Stammestraditionen ist man in Übergangszeiten für Rituale zusammengekommen. Man hat sich wieder verbunden, zusammen getanzt und gesungen und so neue Kraft geschöpft. In Heilungsritualen konnte jeder der Anwesenden seine Probleme, Zweifel und Schwierigkeiten schildern, oder, falls es ungelöste Konflikte mit anderen Teilnehmern gibt, diese ansprechen und ausdrücken. Ohne das die anderen Widersprechen oder kommentieren. Das ist äußerst heilsam. Daraus wurde wohl im Christentum der Beichtstuhl und in modernen Zeiten der Therapeut. Gerade am Ende eines Zyklus oder Jahres verspürt man den Wunsch nach Klärung und Loslassen. Unsere Psyche bringt die unterdrückten oder unbewussten Themen dann meist mit den Menschen zum Vorschein die uns emotional am nächsten stehen.

    Familienfest oder hält einen die Familie fest?

    Die Familie oder die Gemeinschaft ist idealerweise der Ort wo das Individuum Kraft und Vertrauen schöpft und in die größere Welt initiiert wird. So kann es verantwortungsvoll die Herausforderungen der Welt meistern und seinen Weg finden. So wichtig die Verbundenheit und Versöhnung mit der eigenen Familie und Familiengeschichte ist; so wichtig ist auch das wir loslassen und unserer eigenen Bestimmung folgen. Auf der inneren Reise braucht es dafür manchmal eine neue oder zusätzliche Familie die einen darin unterstützt das alte loszulassen und zu neuen Ufern aufzubrechen. Im Yoga ist das die Sangha (spirituelle Gemeinschaft). Ob man dafür in ein Yogastudio geht, zu einem spirituellen Meister oder einer Meditationsgruppe, wir brauchen alle Unterstützung, um das zu manifestieren, was wir im Bild von Christuskind sehen: Das Licht von göttlicher Verbundenheit, Heilung und Liebe, das wir und die Welt brauchen.

    Weihnachten, das Fest der Liebe!

    Liebe ist die zugrundeliegende Realität unserer inneren Essenz sagen die Yogis – und Jesus und vieler anderen Meister, Lehrer und Traditionen. Weihnachten ist ein kollektiver Ausdruck dieser Erkenntnis und eine magische Zeit, in der wir in der Stille der heiligen Nächte der Stimme der Liebe lauschen können. Der Polarstern auf der Spitze des Weihnachtbaumes weist uns den Weg: Alles Leben ist verbunden, alles wird erhalten von der gleichen Lebensraft, vom gleichen Licht, der gleichen Liebe. Die Familie, zu der wir alle gehören, ist nicht nur unsere Herkunftsfamilie, nicht nur unsere Nation oder unsere Glaubensrichtung, sondern die ganze Welt.

    ‚Vasudhaiva Kuṭumbakam’

    steht in der Maha Upanischad, eine der spirituellen Schriften Indiens: Die Weisen erkennen: die ganze Welt ist eine Familie.
    Gerade jetzt, wo Polarisierungen und Spannungen in der Welt zunehmen, brauchen wir dieses Verständnis. Das geht nur wenn wir die Spaltungen in uns selbst erkennen, heilen und loslassen und selbst wieder ‚ganz‘ werden. Yoga ist die Erfahrung eines heiligen Universums, das sich durch uns bewusst wird. Das geht nicht ohne unsere proaktive praktische Beteiligung. Yoga ist die Praxis das heilige zurück in unser Leben zu bringen durch Reinigung und Neuausrichtung von Herz und Verstand.

    Sankalpa

    Mit der Weihnachtszeit schließt sich ein Kreislauf damit etwas Neues entstehen kann. All die Feiertage, Bilder, Symbole, Metaphern und altüberlieferten Rituale der Religionen und spirituellen Traditionen sind tief im kollektiven Bewusstsein verankert. Es liegt an uns sie mit Leben, Sinn und Bedeutung zu füllen. Dann können wir sie nutzen, für was sie eigentlich gedacht sind: der inneren Erneuerung und Transformation des eigenen Lebens und Bewusstseins.

    Wohin soll es gehen? Was soll durch mich in die Welt kommen? Was wünsche ich mir tatsächlich auf der Seelenebene? Wie kann ich das Licht in mir zum Strahlen bringen?  Die Formulierung einer Intention, im Yoga Sankalpa genannt kann dabei helfen. Ein Sankalpa wirkt wie ein Kompass. Man ist noch nicht am Ziel, aber man geht in die richtige Richtung.

    “Ich verbinde mich mit meinem inneren Licht des Wissens. In Stille, Dankbarkeit, Wahrhaftigkeit und Loslassen führt mich Präsenz zur ewigen Flamme in meinem Herzen.” 
    Das neue Licht wird durch mich geboren.
    ― Yoga Sankalpa

    Happy Christmas
    much love und
    Om Namah Shivaya

    Ralf

    Selbstakzeptanz: „du bist genauso richtig wie du bist“ oder nicht?

    Selbstakzeptanz: „du bist genauso richtig wie du bist“ oder nicht?

    Wer kennt ihn nicht, den Aufruf zur Selbstakzeptanz. Er ist nicht nur in Yogastunden zu hören, man findet ihn ständig auf dem großen Selbsthilfe- und Selbstoptimierungs Marktplatz. In esoterischen oder psychologischen Zeitschriften, Blogs und Ratgebern, Kursen, Workshops usw. gehört er zum Standard: „relax, du bist richtig und gut…nimm dich an“. Nun, das ist gar nicht verkehrt, ich teile den Aufruf – so ähnlich – auch ab und zu in Yogastunden. In einem bestimmten Kontext hilft es zu entspannen und loszulassen.

    Doch irgendwie scheint es im Alltag nicht immer so zu funktionieren mit dem Akzeptieren. Für einen Moment, z.b nach einer Yogastunde, fühlt es sich zwar etwas besser an, aber eigentlich ändert sich nicht grundlegend etwas. Der Ärger, die Schuldgefühle oder die Scham tauchen immer noch auf. Warum? Das hat damit zu tun, das Selbstakzeptanz meist nur ein oberflächliches mentales Konzept bleibt, das unser Geist als Ablenkung nutzt. Eigentlich gibt es 2 Arten von Selbstakzeptanz. Eine die dich verändert und freier macht, die andere wo du so bleibst wie du bist und steckenbleibst.

    mentale Halluzinationen

    Die mentale Form des vermeintlichen Annehmens und Akzeptierens hat mehr mit einer beruhigenden Trance gemein. Wir versuchen uns einzureden, dass es schon ok ist. Wir, die anderen, die Welt. An der Oberfläche sieht es ruhig aus, weiter unten brodelt es. Wir benutzen die Idee von Akzeptanz als Anästhetikum und auch Entschuldigung um zu bleiben, wie wir sind. Und wir weichen nötigen wirklichen Veränderungen aus.
    „So bin ich halt, ich werde immer wütend, aber ist ok, da kann man nichts machen, ich hab’s akzeptiert“. Dabei spielen wir uns selbst einen Streich und fallen darauf herein. Warum? Weil es unter Umständen unangenehm, schmerzhaft oder einfach unbequem werden würde, die Wut wirklich zuzulassen.

    Das Phänomen ist nicht nur bezüglich Akzeptanz zu finden: wir benutzen allgemein Konzepte und Ideen damit unser Selbstbild erhalten bleibt.; und um uns selbst und andere zu bestätigen, zu beruhigen, zu überzeugen, aber auch um zu vermeiden, zu täuschen und zu manipulieren. Oder einfach um uns ein Gefühl der Sicherheit und Orientierung zu verschaffen. Manchmal geht das mit einem seltsam unbegründeten und oft infantilen Anspruch einher, die Welt um mich herum soll doch bitte meine Bedürfnisse erkennen und erfüllen.

    Hier kommt man nicht umhin festzustellen, dass besonders „spirituelle“ Konzepte wie Einheit, Akzeptanz, Toleranz, unkonditionierte Liebe oder einfach den Anspruch „gut“ zu sein, verlockend einfach missbraucht werden können. Sie werden zu einer oft toxischen Mischung, mit welcher unser Ego eine halluzinatorische und verlockende Wirklichkeit schafft. Die in sich zusammenfällt, wenn man etwas tiefer bohrt.

     „Ich habe es akzeptiert, Liebe ist universell, ich bin das Licht jenseits von Körper und Geist und muss lernen meine Anhaftungen zu lösen“ nachdem der Partner einen betrogen hat. Nun, das ist auch eine Möglichkeit den Schmerz von sich wegzuhalten. Zumindest oberflächlich.

    Wir alle kennen die Tendenz die Dinge so zu sehen, wie wir es wollen.

    Selbstakzeptanz heißt nicht etwas „gut“ zu finden,

    es ist kein Versuch etwas zu akzeptieren was einem schwerfällt zu akzeptieren. Es ist keine mentale Toleranzgymnastik, kein positives Gutmenschdenken, ja, meistens ist es eben nicht schön, sondern das Gegenteil:

    Es ist die Fähigkeit mit sich und seinen Empfindungen und Gefühlen zu sein. Egal wie diese sich zeigen. Den Ärger oder die Scham wirklich zu spüren. Ungeschminkt und direkt, ohne auszuweichen.
    Das ist oft verblüffend schwierig. Oft ist es sogar unklar welche Gefühle und Empfindungen überhaupt da sind oder wir werden von ihnen weggeschwemmt, ohne dass wir etwas dagegen tun können.

    Oder können wir doch etwas tun? Bewusstsein schaffen

    Yogapraktiken wie die Asanapraxis oder Meditation helfen, wieder in den Empfindungen anzukommen und einen Bewusstseinsraum zu schaffen, um zu erkennen was wirklich abläuft.

    All die wirren Gedanken, all die widersprüchlichen Emotionen brauchen zuerst mal Platz und Anerkennung. Oder die Taubheit und die Gefühllosigkeit. Meditation bedeutet nicht in einen gedankenfreien Raum voller Frieden und Glückseligkeit zu schwelgen…welcher meistens eh nicht eintritt, sondern die Fähigkeit mit dem zu Sein was ist…und es zu spüren. Sich mit den Gefühlen und Gedanken auseinandersetzen und nicht ausweichen, in Beziehung gehen und erforschen.

    Dann kommt vielleicht eine große Erkenntnis in unserer Selbstakzeptanz Reise, man bemerkt: etwas in mir hat gar keine Lust darauf irgendwas zu akzeptieren. Das Einzige, was sich zeigt ist ein großer, wie sagt man so schön, „Stinkefinger“. Das ist eine wunderbare Erkenntnis 

    Denn jetzt kannst du Verantwortung für den Teil in dir übernehmen der sich nicht verändern will. Zu akzeptieren das man sich nicht akzeptieren kann. Es ist die Anerkennung der oft zuerst als deprimierend empfundenen Tatsache, dass etwas in uns so bleiben will und keine Lust auf Akzeptanz oder Veränderung hat. In uns lebt ein zwanghafter Tyrann, der uns die immer gleichen wiederkehrenden Programme von Meinungen, Gefühle und Verhaltensweisen diktiert. Sie sind zu unserer Identität und Teil unseres Selbstbildes geworden. Jetzt habe ich folgende Möglichkeit: ich kann ausweichen oder nicht. Ich kann wegschauen oder mich dem Teil stellen, was heißt, ihn zu spüren und anzuerkennen.
    Es ist eine Wahl zwischen 2 Lebensformen. Eine Wahl, die wir irgendwann treffen müssen und die entscheidend ist, wie sich unser Leben entfaltet. Es ist eine grundlegende Entscheidung:

    1. Entweder ich weiche aus und bleibe weiterhin Sklave meiner Gedanken und Gefühle und mache äußere Faktoren und die Welt für meinen Zustand verantwortlich, bin also das Opfer, oder
    2. Ich bleibe stehen und schaue den „inneren Dämonen“ in die Augen, übernehme Verantwortung und erkenne, dass es nur einen Menschen auf dem Planeten gibt, der sich ändern kann und sollte: Ich selbst

    Raus aus der Selbstverleugnung, Angst hilft!

    Ich muss ganzheitlich erkennen, d.h spüren, dass es nicht gut ist: meine ungezügelte Wut, meine wiederkehrende Depression, meine krankhafte Eifersucht, meine Ignoranz, mein Gefühl von Isolation, meine innere Leere, meine Ziellosigkeit, meine Rechthaberei, meine Kontrollsucht, mein Minderwertigkeitsgefühl, meine Scham, mein Groll, mein Narzissmus, meine Rachegedanken sind nicht gut. Dieses ‚nicht gut‘ muss ich an mich heranlassen, muss erspüren, wie ungesund diese Einstellungen wirklich sind. Sie schaden mir, sie schaden anderen, sie sind nicht das, was ich wirklich bin. Sie limitieren mich und meine Lebensenergie; sie deprimieren und sie decken eine innere Leere ab, welche mir Angst macht.

    Bringe die Angst hinter dich

    Manchmal hilft folgendes: Stelle dir vor, du lebst dein ganzes Leben lang mit diesen miserablen Gefühlen und Gedanken. Und diese Vorstellung macht dir Angst. Diese Angst kannst du nutzen, denn sie ist berechtigt, sie kann dich motivieren. Du kannst sie umwandeln in eine Kraft der Veränderung. Du bringst die Angst hinter dich als Schubkraft. Sie steht nicht mehr als unbewusste Blockade vor dir. Du nimmst die sogenannte Selbstakzeptanz nicht mehr, um lethargisch aufzugeben und dein Versagen und deine Limitierungen zu bestätigen, sondern um aufzuwachen zu deiner wahren Größe. Du unternimmst (kleine) Schritte, um dein Leben auf die Reihe zu bekommen. Die Limitierungen und empfundenen „Probleme“ werden zum Trittstein und zur Voraussetzung für mehr Wachstum und Entfaltung. Es ist keineswegs selbstverständlich, dass man seine Angst überhaupt spürt. Das ist ein fortgeschrittenes Stadium. Viele Menschen wirken nach außen hin unbewegt, selbstbewusst und ruhig – aber haben sich abgeschnitten. Spüren heißt, ich habe mich vom Kopf in den Körper bewegt. Von einem mentalen Konstrukt zu einer aktuellen Empfindung und Erfahrung im Körper. Das ist ein Grund zum Feiern. Etwas in mir ist wieder im Fluss und mit einer existentiellen Ebene verbunden.
    Das ist was ich unter Yoga verstehe: die Einheit mit dem Leben zu spüren auf einer verkörperten, vibrierenden und pulsierenden Ebene.

    Sensibilität zulassen

    Alles hat seinen Preis: Die Angst zu spüren heißt auch wieder Sensibilität zuzulassen. Du öffnest dich deiner Verletzlichkeit. Aber weil die Angst davor verschlossen und stagnierend zu bleiben größer ist, als die Angst sich zu öffnen bist du bereit dazu. Der Schutzpanzer wird weniger, die Emotionen bewegen sich freier, dein Leben gewinnt an Lebendigkeit und Ausdruck. Sensibilität heißt, du achtest und respektierst deine Grenzen und Gefühle. Es ist dein fühlendes Herz nicht dein Verstand, der das bemerkt und deshalb wirst du furchtloser und mutiger.
    Du wirst wahrhaftiger und dadurch ekstatischer, weil du nicht mehr festhalten musst an einem engen Selbstbild.

    Praxis: Die 4 E Meditation

    In der Meditation kann man mit den 4 E’s arbeiten, um langsam wirkliche Selbstakzeptanz zu erreichen:

    Die 4e’s sind: Erkennen, Erlauben, Erforschen, Empathisches loslassen

    Es ist eine aktive Form der Meditation. Ich bringe mir eine Situation in die Erinnerung die Schwierig war, z.b. ein Streit mit dem Partner oder eine unangenehme Situation mit dem Chef und erkenne die Reaktion und die Gefühle, die dabei auftauchen. Das ist die Voraussetzung: Ich bemerke und erlaube es. Ich weiche nicht aus, sondern gebe dem ganzen Raum, ohne es anders haben zu wollen oder zu rationalisieren. Dann kann ich es erforschen:
    Was macht mein Geist, welche Gedanken und Bilder produziert er? Und vor Allem:  Wo spüre ich es im Körper? Was passiert mit dem Atem? Welche Empfindungen sind da? Taubheit, Kribbeln, Kälte, Hitze…
    Die letzte Phase ist das empathische Loslassen. Ich halte nicht weiter daran fest, indem ich analysiere und weiter darüber nachdenke, sondern lass los mit dem empathischen Mitgefühl für alle empfundenen Gefühle und Emotionen.

    Selbstakzeptanz ist nicht etwas, was wir wirklich „tun“ können. Es ist die Folge einer gefühlten Anerkennung und Integration verdrängter Bewusstseinsinhalte. Deshalb ist Meditation so wichtig: Wir trainieren den Geist zu beobachten und „Offen“ zu bleiben damit diese sich zeigen können. Diese Offenheit schafft Raum und Freiheit zu erkennen, dass wir diese Gefühle und Empfindungen haben aber nicht diese Gefühle existenziell sind. Das erlaubt wahre Selbstakzeptanz: Wir entdecken das größere Selbst hinter all den Veränderungen, Emotionen und Bewegungen. Teil des einen großen Lichts das wir alle sind.

    Om Namah Shivaya!

    Ralf Schultz

    Die 4E Achtsamkeitsmeditation mit Ralf
    Diese geführte Meditation mit den 4e’s kann eine effektive Hilfe sein, um sich selber und seine Gefühle zu erforschen. Langsam schaffen wir so mehr Bewusstheit, Freiheit und Akzeptanz. Die 4 E’s sind: Erkennen, Erlauben, Erforschen & Empathisches loslassen.
    Probiere es doch mal aus! Free Download!

    Ralf Schultz

    Ralf Schultz

    Yogalehrer und Leiter von Soma Yoga Freiburg

    Sein Hauptinteresse liegt in der Erforschung des Potentials, das jedem von uns innewohnt, um innere Freiheit, Fülle, Tiefe, das Mysterium und das Staunen über das Leben zu erkennen und zuzulassen. In diesem Sinne ist Yoga für ihn vorwiegend ein undogmatischer Weg der Selbstkenntnis, Erforschung und Veränderung, um dieses Potenzial hier und jetzt zu einer gelebten Erfahrung werden zu lassen.
    Ralf integriert in seiner Arbeit Ideen und Einsichten der verschiedenen Traditionen des klassischen Yoga und Ayurveda bis hin zu westlichen Weisheitstraditionen, Schamanismus sowie moderne wissenschaftliche und psychologische Ansätze. Yoga ist für ihn alles was hilft um besser zu erkennen und zu verstehen, was es mit dem Leben auf sich hat. Und so Kraft und Inspiration zu finden für die eigene positive Veränderung zum Wohle aller Wesen und der Erde.Seit vielen Jahren bildet Ralf Yogalehrer aus und leitet vertiefende Weiterbildungsseminare im Bereich Vinyasa Yoga, Ayurveda und Soundhealing. Er versteht es, seine Schüler auf humorvolle und undogmatsiche Art und Weise für einen ganzheitlichen spirituellen Weg zu begeistern und zu inspirieren.
    Er schreibt regelmäßig für die Zeitschrift “Yoga Aktuell”

    Mantra, Atem, Fokus – Die Rolle von Konzentration und Japa Mala im Yoga

    Mantra, Atem, Fokus – Die Rolle von Konzentration und Japa Mala im Yoga

    Konzentration, Fokus und Japa Mala

    Den Geist auszurichten und zu fokussieren ist eine der fundamentalen Fähigkeiten für mentale Immunität, Selbstkontrolle und Willenskraft. Sie bestimmt schlussendlich erheblich die Qualität unserer Lebenserfahrung. Statt dem ständigen mentalen und emotionalen auf und ab durch äußere oder innere Ereignisse hilflos ausgeliefert zu sein, bleiben wir verankert, ohne uns ablenken zu lassen.

    Die Kraft der Aufmerksamkeit

    Allerdings ist das oft leichter gesagt als getan. Aufmerksamkeit und die Mechanismen der Wahrnehmung sind eine komplexe Angelegenheit. Sicher ist: Das worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, bekommt mehr Kraft und wird Teil unserer Erfahrung. Deshalb ist es wichtig den Geist, d.h sich selbst, besser kennenzulernen und mehr Kontrolle über die Aufmerksamkeit zu bekommen.
    Nötig ist eine Kombination von vorurteilsfreier Erforschung und Introspektion und zielgerichteter Veränderung.
    Neurophysiologisch ist unsere Aufmerksamkeit wie ein Spotlight, durch das unser Gehirn funktionell und auch physisch ständig stimuliert und verändert wird. Neuronale Strukturen bilden sich vorwiegend durch das was in unserem bewussten Fokus ist. Gleichzeitig ignoriert und verhindert dieses Spotlight das andere Inhalte und Informationen in unser Gehirn bzw Bewusstsein gelangen. Das ist ein sinnvoller Vorgang solange wir unser Spotlight positiv und kreativ nutzen. Aber nicht, wenn wir keine Kapazität haben den Fokus von dem zu lösen was negativ, schädlich und destruktiv auf uns wirkt, wie ängstliches Grübeln, zwanghaftes- und Suchtverhalten, brodelnder Groll oder ungesunde Obsessionen.
    Für psychologische Heilung ist die Fähigkeit sich von dem zu lösen was verletzt und destruktiv ist und sich mit dem zu verbinden was hilft und heilt zentral.

    Dieses Wissen ist für die alten kontemplativen Traditionen der Menschheit nichts neues. Im Gegenteil, die Klärung und Heilung unseres Bewusstseins wird hier meistens als Voraussetzung für jede Art von weiterer spiritueller Erkenntnis gesehen. Moderne Achtsamkeitspraxis, Neurowissenschaft und neue therapeutische Ansätze sowie das alte Wissen des Yoga über die Natur des Geistes zeigen erstaunliche Übereinstimmungen und befruchten sich gegenseitig. Tatsächlich kann man ohne weiteres die alten Yogis als die ersten Gehirn- und Achtsamkeitsforscher bezeichnen. Sie haben herausgefunden, wie man das eigene Bewusstsein durch Veränderung der Gehirnchemie positiv und dauerhaft verändert. Achtsamkeitspraktiken mit Körper, Atem, Klang, Visualisierungen, Introspektion und Meditation, genauso wie Gebet und Ritual, resultieren in nachhaltigen Veränderungen von Einstellungen und Sichtweisen – und zeigen sich im Gehirn. Strukturell in einer Stärkung und ‚Verdickung‘ des Präfrontalen Cortex, desjenigen Gehirnareals das mit der Kontrolle der Aufmerksamkeit, der Handlungen und der Emotionen zu tun hat
    und die Wirkung der Amygdala, des „Angstzentrums“ im Gehirn hemmt.
    So wie ein Muskel bewegt und trainiert werden muss um stärker zu werden, muss auch unsere Aufmerksamkeit trainiert werden. Und dafür ist eine regelmäßige Praxis und Übung (Sadhana) nötig, so dass sich der Geist von seinem ungesunden „default setting“ – der Fixierung auf das Negative – langsam verabschieden kann. Das ist kein Prozess von heute auf morgen, sondern braucht Zeit, Geduld und Disziplin. Anders gesagt, es braucht eine Veränderung der Gewohnheiten durch eine Praxis, die uns hilft, Fokus und Präsenz neu auszurichten.
    Diese Praxis wird im Yoga Dharana genannt. Dharana kommt von der Wortwurzel ‚Dhri‘ und bedeutet stützen, halten, tragen. Es ist im Raja Yoga System das sechste Glied von acht auf dem Weg den den Geist still werden zu lassen. Es bildet mit Dhyana (Meditation) und Absorbtion (Samadhi) die letzten 3 Stufen.

    Das energetische Modell.

    Das mentale Feld ist aus der Sicht des Yoga aufgebaut aus verschiedenen Ebenen von energetischen Schwingungen und Frequenzen. Die tiefsten Schichten sind unsere unbewussten Einstellungen, Überzeugungen, Werte und Ziele. Unsere bewusste Erfahrung mit all den Gedanken, Bewertungen, Einstellungen, Gefühlen und Handlungen sind der erfahrbare Ausdruck von diesem tieferen Pool. Jede Erfahrung, die wir machen steuert zu diesem Schwingungsfeld bei – je nachdem wie bewusst wir die Erfahrung annehmen, verstehen und verdauen wachsen wir daran oder bestätigen und stärken die alten Programmierungen.  Wird eine Ereignis als Überforderung oder zu intensiv erfahren reagieren wir mit einer Stressreaktion bis hin zu Abspaltung der Erfahrung aus unserem Bewusstsein.
    Es ist wichtig einerseits unseren Geist vor negativen, stresserzeugenden und traumatischen Erfahrungen zu schützen und andererseits positive Ressourcen zu schaffen. Diese stärken die Resilienz des Geistes und wir können aus ihnen schöpfen, wenn die Zeiten herausfordernd werden. Die stärkste Schutz- und Widerstandskraft hat Liebe als Folge von Selbstakzeptanz und des Gefühls des getragen- und eingebunden Seins in das Lebensgewebe. Die niedrigste Schwingung und Schutzkraft haben Hass, Neid und Groll.
    Die Veränderung des Schwingungsfelds der tieferen Schichten des Geistes werden im Yoga mit verschiedenen Praktiken angestrebt. Eine der wichtigsten ist die Arbeit und Übung mit Klang (Mantra), Atem (Pranayama) Licht (Visualisierung, Symbol) und Hingabe.

    Mantra

     „Man“: Geist
    „Tra“: Mittel, Instrument

    Mantras sind ein wichtiges Instrument im Yoga, um den Geist auszurichten, zu energetisieren, zu heilen und zu klären.
    Mantrapraxis hat einen heilenden Effekt auf die zugrundeliegenden mentalen Muster und gibt dem Geist Plastizität, Anpassungsfähigkeit und Offenheit und präpariert ihn für die Meditation.

    Mantras helfen den Geist von seinen gewohnheitsmässigen und oft negativen repetitiven alten Gedankenmustern zu lösen und die ganze Psyche neu mit einem energetischen inneren Fluss zu revitalisieren.
    Mantras sind so eine kraftvolle Verjüngungstherapie für Kopf und Herz.

    3 Typen von Mantras kann man unterscheiden:

    1. Bija (Samen) Mantras:
      Z.B. Om, Shrim, Hum oder Hrim; sie wirken vorwiegend durch die innewohnende Klangvibration und haben eine tiefe Wirkung. Sie drücken fundamentale energetische Kräfte und Prinzipien aus. OM z.B. ist die subtilste Vibration und die Basis aller Manifestation, es wirkt ausdehnend und öffnend, Hrim wirkt erwärmend und energetisierend (Sonne), Shrim kühlend und beruhigend (Mond), usw.
    2. Namen Mantras:
      Z.B. ‘Om Namah Shivaya’ oder ‘Om Namo Bhagavate’, angewandt vorwiegend im Bhakti Yoga, dem Yoga der Hingabe, welches einen bestimmten Aspekt des Göttlichen bzw von archetypischen Kräften ausdrückt und auf unserer inneren Herzverbindung beruht.
    3. längere Gebete, Hymnen und Anrufungen wie das Gayatri Mantra oder unterschiedliche Friedensmantras. (Lokah Samastah Sukhino Bhavantu z.B.) mit mehr wörtlicher Bedeutung, z.b. die Hanuman Chalisa

    Diese Mantras schliessen sich nicht aus sondern können auch zusammen kombiniert werden. Allgemein drücken sie persönliche und kollektive Wahrheitsebenen aus die wir energetisch aktivieren und  mehr und mehr in unser Bewusstsein heben können. Und was so in unser Bewusstsein kommt und gestärkt wird, verändert von innen heraus unser Leben.

    Atem

    Mantras können wunderbar mit dem Atem synchronisiert werden. Und wirken dadurch noch besser. Der Atem ist die einzige vitale Funktion, die wir willentlich beeinflussen können und ein Bindeglied zwischen Körper und Geist.
    Es ist einer der wichtigsten Träger von Prana (Energie) und liegt jedem Mantra zugrunde. Langsame und etwas tiefere Atmung spricht direkt den Vagusnerv an und den evolutionär alten Hirnstamm. Es beruhigt die Amygdala und aktiviert das parasympathische Nervensystem, welches unseren Organismus in einen Ruhemodus versetzt. Forscher haben jetzt auch herausgefunden das durch gleichmäßige und bewusste Atmung die neuronale Aktivität des Gehirns in einen Gleichklang kommt und mehr geistige Klarheit daraus resultiert.

    Japa Mala

    Mantra und Atem sind also enorm potente Faktoren zur Veränderung und Stabilisierung unserer Aufmerksamkeit mit vielen positiven Wirkungen auf Körper und Geist.
    Die alte Technik von Japa Mala ist wunderbar dafür geeignet. Dabei wird mit Hilfe einer Gebetskette das Mantra rezitiert. Wenn man dann noch alles mit dem Atem synchronisiert, haben wir Körper, Atem und Geist zusammengeführt.
    Traditionell haben die Malas (Gebetsketten) 108 Steine oder Perlen und für jede Perle wird das Mantra rezitiert.
    Z.b. kann man einatmen mit „Om Namah“, ausatmen „Shivaya“, dann zur nächsten Perle usw. Morgens nach dem Aufwachen und abends vor dem zu Bett gehen ein paar Runden Japa Mala kann Wunder wirken.
    Frage den Yogalehrer deines Vertrauens für die genaue Technik 😉

    Soma Dharana
    ‚Dhara‘ in Dharana heißt auch Fluss, Bewegung. Yoga ist immer auch eine Auseinandersetzung mit der Frage was mein Lebensfokus ist, wohin meine Lebensreise fließen soll.
    Der Geist folgt natürlicherweise immer dem was ihm Zufriedenheit verspricht. Im Versuch zufrieden zu sein suchen wir meist Erfüllung durch äußere Faktoren.
    Soma ist Fülle und Zufriedenheit, die ins Fließen kommt, wenn wir unser Leben darauf ausrichten dem zu folgen was unsere Seele braucht. Es ist der innere Impuls nach Wahrhaftigkeit den wir durch yogische Selbsterforschung und Transformation freilegen und der es uns ermöglicht einschränkende Kontrolle loszulassen. Es ist die Anerkennung des Wunsches im innersten unserer Herzen nach Wahrheit, Freiheit und Licht und dessen Realisierung als das höchste Ziel im Yoga.
    Yoga Dharana, ist deshalb nicht nur eine Frage der Anstrengung zur Verbesserung der eigenen Gesundheit oder zur persönlichen Heilung, wie wichtig diese auch ist, sondern immer getragen von einer ‚höheren‘ Motivation und Intention zum Wohle aller Wesen und der Erde.

    Sind wir von dieser Motivation getragen dann wird jeder Moment, ob angenehm oder nicht zu einem Moment der Fülle und Dankbarkeit, während wir unabgelenkt und fokussiert unserem inneren Ruf folgen.

    Om Namah Shivaya

    Ralf Schultz